1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Letzter Flug der "Silbernen Gams"

Bundeswehr Letzter Flug der "Silbernen Gams"

Transall C-160 landet auf dem Verkehrslandeplatz Ballenstedt-Harz. Sie kommt ins Luftfahrtmuseum Wernigerode.

Von Sandra Reulecke 18.12.2017, 17:31

„Da kommen sie!" Gespannt blicken rund 2000 Leute in den Himmel, Kameras und Handys sind gezückt. Die Zuschauer warten gespannt auf die Ankunft der „Silbernen Gams" und ihrer beiden Begleitflugzeuge. Zum Teil mehrere Stunden harren die Besucher auf dem Ballenstedter Flugplatz in klirrender Kälte aus, um die Militärmaschinen bestaunen zu können. Schließlich ist es die letzte Gelegenheit: Die „silberne Gams" wird nie wieder fliegen. Nach 45 Jahren Dienstzeit hat die Transall C-160 ab dem Frühjahr eine neue Bestimmung. Auf dem Dach des Luftfahrtmuseums in Wernigerode wird sie künftig für Besucher zu besichtigen sein.

Entsprechend wehmütig steigt die 20-köpfige Besatzung unter Applaus aus der Maschine. Für sie ist es ein Abschied in mehrfacher Hinsicht. Denn mit der Landung beginnt für den Co-Piloten, Ulrich Bernhard, der Ruhestand. „Ich bin ziemlich genau 30 Jahre lang geflogen", sagt der Hauptmann sichtlich gerührt. Seine Frau und die drei Kinder sind extra mit dem Auto nach Ballenstedt gekommen, um den 56-Jährigen abzuholen. So ganz will er auch nach seiner Dienstzeit den Luftraum nicht verlassen. „Ich werde Segelfliegen", kündigt er an. „Und Segeln gehen – das lerne ich gerade." Er verspricht: „Ich werde die Transall in Wernigerode besuchen."

Bis es so weit ist, dauert es jedoch einige Monate. Zuerst wird die Maschine in Ballenstedt demontiert, in Einzelteilen mit Tiefladern nach Wernigerode transportiert und auf dem Dach des Museums wieder zusammengebaut, sagt Clemens Aulich. Er ist der Chef des Luftfahrtmuseums und hat sich mit dem Kauf der Transall einen Traum erfüllt.

Wie viel ihn der gekostet hat, darüber ist Stillschweigen vereinbart worden. Bekannt ist dagegen, dass es bereits die zweite Transall ist, die Aulich in den Harz holt. Bereits 2012 hatte der Hobbypilot eine von der Bundeswehr ausgemusterte Transall erworben. Das olivgrüne Transportflugzeug mit Tarnantrich steht am Rande des Ballenstedter Flugplatzgeländes, von der Landstraße aus gut sichtbar.

Farblich unterscheidet sich die „Silberne Gams" stark vom ersten erworbenen Flugzeug: Anlässlich des Geschwader-Jubiläums in diesem Jahr – sein 60-jähriges Bestehen – hat diese Transall eine Sonderlackierung erhalten: Dank rund 240 Kilogramm Farbe erstrahlt sie nun in Silber. Zudem ist sie mit dem Wappentier des Geschwaders versehen, einer Gams, dem sie ihren Namen verdankt. In Form eines Kuscheltieres hat das Maskottchen die Crew bei vielen Reisen – zum Beispiel in die USA oder nach Afghanistan – begleitet. Genau 15.429 Mal ist die C-160 gelandet.

Mit dieser letzten Landung in Ballenstedt endet auch die Geschichte des Geschwaders: Sein Fliegerhorst in Penzing (Bayern) wird nun endgültig geschlossen. Die beiden Transalls, die gemeinsam mit der „Silbernen Gams" gestartet sind, fliegen weiter nach Hohn (Schleswig-Holstein) zu ihrem neuen Fliegerhorst.

Für Oberst Daniel Draken, Kommodore und Pilot der „Silbernen Gams", ist es kein leichter Abschied. „Das war der letzte Flug meiner militärischen Kariere", berichtet er. „Es ist viel Wehmut dabei, wenn ich die Transall hier abstelle." Fliegen sei seine Passion. Ab Januar ist er jedoch in einer neuen Verwendung im Stab der Luftwaffe in Berlin Gatow eingesetzt.

Die finale Landung im Harz ist für den Oberst trotz allem mit einem positiven Blick in die Zukunft verbunden. „Es freut mich, dass das Flugzeug für die Nachwelt erhalten bleibt, statt in die Schrottpresse zu kommen", sagt er und verewigt sich mit seiner Unterschrift auf der Transall.