Engagement Magdeburger Unternehmer rettet 100 Krankenhausbetten für die Ukraine

Magdeburg - Die Hilfe aus Magdeburg für die Ukraine beschränkt sich nicht auf die Versorgung verwundeter Soldaten und Zivilisten.
Vermittelt vom Chef der Unfallchirurgie des Uniklinikums, Felix Walcher, hat das angegriffene Land zwischen November und Mai mehr als 100 Klinikbetten aus Magdeburg erhalten. Das Besondere: Die Betten sollten eigentlich ausgemustert werden.
„Als ich von den Plänen im Haus erfuhr, die Betten zu verschrotten, habe ich den Unternehmer Uwe Strehlow angerufen“, erzählt Chirurg Walcher bei einem Besuch. Strehlow, der in Magdeburg einen Familien-Betrieb für medizinische Hilfsmittel mit 500 Mitarbeitern führt, holte die Betten daraufhin ab, bereitete sie auf eigene Kosten auf und finanzierte den Transport in die Ukraine, wie er am Telefon erzählt.
„Bei der Organisation haben uns zwei Ukrainerinnen geholfen, die in Sachsen-Anhalt Spendenorganisationen für ihr Land mitaufgebaut haben“, sagt der Unternehmer.
Auch dank ihrer Hilfe blieb es am Ende nicht allein bei den Betten. Auch Beatmungsgeräte, Windeln, Verbandsstoffe und Matratzen gehörten zu den Transporten. Ziel der Konvois waren Krankenhäuser in den Großstädten Charkiw und Lemberg, sagt Strehlow. „Für alle Transporte haben wir Zertifikate der ukrainischen Regierung bekommen. Die Kliniken selbst haben uns außerdem Videos geschickt.“
Weitere Lkw fuhren in kleinere Städte, etwa nach Tschernihiw nördlich von Kiew, nach Poltawa im Landes-Osten oder nach Ternopil bei Lemberg, sagt Nadja Pilipcuk, eine der beiden Helferinnen bei den Transporten.
Pilipcuk ist Hausärztin in Magdeburg und zugleich Vorstandsmitglied der deutsch-ukrainischen Vereinigung Sachsen-Anhalt. Seit Jahren sammelt sie über den Verein Spenden für ihr Land.
Schon 2016 – zwei Jahre nach Besetzung der Krim und der Ostukraine durch russische Truppen also – habe sie erste Hilfstransporte mitorganisiert, sagt die Ärztin.
Fast anderthalb Jahre nach Beginn der russischen Invasion sei es heute allerdings schwieriger geworden, Hilfsmittel zu bekommen. „Wir fragen aktiv nach, wo Dinge übrig sind oder Bereitschaft besteht, etwas zu spenden.“ Glücklicherweise finden sich aber immer wieder Unterstützer. Zuletzt sei Hilfe über eine Ärztin aus dem niedersächsischen Goslar gekommen, sagt Pilipcuk. Auch dank ihres Einsatzes sind weitere Transporte bereits geplant. Anfang Juli startete der nächste Hilfs-Lkw. Zur Ladung gehören neben weiteren Krankenhausbetten auch Rollstühle, Rollatoren, Bettwäsche, Textilien und Desinfektionsmittel, sagt Pilipcuk. Ziel: Das im Herbst von den Ukrainern zurückeroberte Cherson.