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Umfrage Mehr junge Menschen in Schützenvereinen

Die einen lieben sie, andere halten ihre Bräuche für überholt: In Sachsen-Anhalt gibt es mehr als 450 Schützenvereine.

31.05.2020, 09:39

Barleben (dpa) l In den vergangenen Jahren haben sich wieder mehr junge Menschen in den Schützenvereinen des Landes engagiert. "Der Anteil junger Menschen bis 20 Jahre in den Vereinen beträgt aktuell rund sieben Prozent", sagte der Sprecher des Landesschützenverbands, Michael Eisert, in Barleben (Landkreis Börde). Das sei eine leichte Zunahme gegenüber den Vorjahren. Die größte Altersgruppe machten nach wie vor die Senioren und Seniorinnen aus. Rund jedes zweite Mitglied in Sachsen-Anhalt sei 56 Jahre oder älter. In diesem Jahr sei das Vereinsleben anders als in den Vorjahren. Der Grund: Coronabedingt fielen viele Schützenfeste aus.

Die Corona-Krise habe alle Schützenvereine im Land betroffen, sagte Eisert. Sowohl das Schießtraining als auch das Vereinsleben ruhten seit Mitte März komplett. "Aktuell gibt es teilweise erste Öffnungen für das Schießen", erklärte der Sprecher. Die Schützen und Schützinnen dürften auf offenen Schießständen wieder ihrem Hobby nachgehen.

Allerdings mussten die großen Meisterschaften und Veranstaltungen vorerst abgesagt werden. "Vermutlich wird auch das Gros der geplanten Schützenfeste in diesem Sommer ausfallen", so Eisert. Diese seien vor allem wegen des geselligen Beisammenseins beliebt. Wann es wieder Wettbewerbe gebe, könne nicht gesagt werden.

Die Vereine und der Landesverband finanzieren sich nach eigenen Angaben vor allem aus Mitgliedsbeiträgen, Einnahmen der Schützenfeste und über Spenden. Aber auch das Land Sachsen-Anhalt unterstützt den Schießsport. Im vergangenen Jahr betrugen die Zuwendungen rund 626.000 Euro, wie der Sprecher des Innenministeriums, Danilo Weiser, in Magdeburg sagte. Davon waren etwa 173.000 Euro EU-Mittel. Insgesamt unterstützte das Land im vergangenen Jahr Sportvereine mit rund 25,4 Millionen Euro.

Von dem Geld konnten sich gleich mehrere Schützenvereine kleine und große Träume erfüllen. Der Schützenverein Kroppenstedt etwa bekam 2019 unter anderem Finanzmittel für eine neue Heizungsanlage, die Vereine Lebien 1990 im Landkreis Wittenberg und Letzingen 1990 im Altmarkkreis Salzwedel hatten Geld für bessere Schießstände, die Magdeburger Schützengilde konnte ein neues Lager bauen und die Abbenröder Schützengesellschaft im Landkreis Harz bekam laut Innenministerium finanzielle Mittel für ein neues Dach. Auch andere Vereine profitierten von den Zuwendungen.

Darüber hinaus konnten die Schützen und Schützinnen ihr Vereinsleben mit Pauschalen, auf die alle Vereine laut Sportfördergesetz Anspruch haben, aufpeppen. Laut Innenministerium wurden 2019 rund 334.000 Euro für die Schützenvereine ausgeschüttet.

Die Vereine seien ein wichtiger Teil der lokalen Identität in vielen Regionen des Landes. "Das Schützenwesen ist eine der wenigen kultur und sozialgeschichtlichen Erscheinungen, die sich über viele Jahrhunderte hinweg kontinuierlich entwickelt und bis heute erhalten haben", erklärte Weiser. Das Sportschießen habe in Europa eine lange Tradition. In Deutschland gebe es seit dem Mittelalter Schützengilden, das Sportschießen wurde in Athen 1896 erstmals olympisch. In Sachsen-Anhalt gebe es derzeit herausragende Sportschützen, so der Ministeriumssprecher. Zwei Bundeskader starteten für den Schützenverein Hubertus 1990 Schönebeck und trainierten am Bundesstützpunkt im thüringischen Suhl, so Weiser.

Laut Schützenverband des Landes gab es Ende vergangenen Jahres 456 Schützenvereine in Sachsen-Anhalt. Das waren neun weniger als fünf Jahre zuvor. Jedes fünfte Mitglied ist den Angaben zufolge eine Frau. Laut Innenministerium ist der Landesschützenverband der viertgrößte Verband in Sachsen-Anhalt.