Mifa-Insolvenz Millionenklage gegen früheren Mifa-Chef
Die Investitionsbank Sachsen-Anhalts fordert vom einstigen Vorzeige-Unternehmer Heinrich von Nathusius fünf Millionen Euro zurück.
Magdeburg l Die Insolvenz des Fahrradherstellers Mifa hat ein gerichtliches Nachspiel. Der ehemalige Geschäftsführer der „Mifa Bike GmbH“, Heinrich von Nathusius, soll fünf Millionen Euro aus einer Bürgschaft an die Landes-Investitionsbank zurückzahlen. Der heute 74-Jährige hatte die Bürgschaft übernommen, um an ein 13-Millionen-Euro-Darlehen zu kommen. Der Darlehens-Vertrag wurde im Januar 2015 abgeschlossen.
Zwei Jahre später, am 4. Januar 2017, stellte die Gesellschaft einen Insolvenzantrag. Fünf Tage später kündigte die IB das Darlehen und forderte von Nathusius auf, die fünf Millionen Euro zu zahlen – der aber weigert sich. Er fühlt sich sogar arglistig getäuscht, rechtlich belastbar ist das aber nicht. Seine Argumente werden in der IB als abwegig gewertet. Es könne nicht sein, dass der Steuerzahler für Verluste eines Unternehmers aufkommen solle, der auf der anderen Seite Gewinne aber für sich verbuche, heißt es.
Die Investitionsbank verklagte den Unternehmer – mit Erfolg. Im Januar dieses Jahres gab das Landgericht Berlin der IB Recht (Az: 38 0 133/17). Das Urteil: Von Nathusius muss zahlen. Dessen Argumente wurden als nicht schlüssig angesehen.
Der Unternehmer ging in Berufung. Der Fall liegt jetzt beim Kammergericht Berlin, dem Oberlandesgericht also. Von Nathusius hat seine Strategie geändert, um aus der Bredouille zu kommen. Der Unternehmer behauptet nun, die IB habe bei der Darlehensvergabe gegen EU-Beihilferecht verstoßen. Damit sei auch die Bürgschaft unwirksam, erklärte er gestern. Die IB lässt das kalt. Ein Sprecher konterte: „Die Rechtslage hat sich nicht geändert.“
Im Jahr 2003 wurde von Nathusius noch als Investor des Jahres in Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Jetzt greift er die Landesregierung an, vor allem Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). „Er hat mich angesprochen und gebeten, die Mifa und Arbeitsplätze zu retten.“ Als es dann ernst geworden sei, habe ihn Haseloff „im Regen stehen lassen“, sagte von Nathusius. „Das hat mich persönlich sehr stark getroffen.“
Regierungssprecher Matthias Schuppe entgegnete, die Enttäuschung über das gescheiterte Projekt sei nachvollziehbar, „die Anwürfe gegen den Ministerpräsidenten sind es aber nicht“.
Mifa sollte für den erfahrenen Sanierer von Nathusius eigentlich zum Meisterstück werden. Nach der Wende hatte er in Haldensleben den Automobilzulieferer Ifa Rotorion aufgebaut und zu einem der Marktführer für Antriebswellen entwickelt. Bei Mifa stieg die Familie Ende 2014 ein.
Am Stadtrand von Sangerhausen ließ die Familie für etwa 17 Millionen Euro ein neues Werk bauen. Doch die Finanzlage spitzte sich zu – die Auftragslage war schlechter als erwartet. Anfang 2017 meldete Mifa Insolvenz an.
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