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Singender Axel Prahl gastiert mit dem Inselorchester in der Magdeburger Festung Mark Mit Bart, Gitarre und klugen Texten

Von Grit Warnat 05.08.2013, 03:27

Magdeburg. Axel Prahl ist Charakterdarsteller in Kino- und Fernsehfilmen. Er ist beliebter "Tatort"-Kommissar. In Magdeburg stand er am Sonnabend als Musiker und Plauderer mit dem Inselorchester auf der Bühne der Festung Mark.

Als er das letzte Mal in Magdeburg war, das ist schon Jahre her, drehte Axel Prahl für "Willenbrock", einen Film nach dem gleichnamigen Roman von Christoph Hein. Er spielte einen bauernschlauen Gebrauchtwagenhändler, der Überfällen trotzt und erleben muss, wie die Sicherheiten des zivilisierten Lebens wegrutschen. "Halbe Treppe", " Du bist nicht allein". Es sind die besonderen Rollen des Axel Prahl, mit denen er sich einen Namen als Volksschauspieler gemacht hat. Wer das Konzert am Sonnabend erlebt hat, sagt, ja, dieser Prahl ist irgendwie auch ein Musiker des Volkes.

Mit Dreiviertel-Hose, Latschen, später barfuß, zart gestreiftem Hemd und einer Flasche Bier sitzt er da auf seinem Hocker. Mit Bart sieht er anders aus als im TV. Wenn er Konzerte gibt, will er ein anderer sein. Ganz er selbst. Bart war sein Wunsch, lange Jahre. Musik auch. All das erfüllt er sich. Mit 53.

Das Konzert beginnt mit englischsprachigen Songs - "Summertime" von Gershwin und "With A Little Help From My Friends" der Beatles. Dann "Thank You", Text und Musik stammen von Prahl. Er sagt: "Ich schrob es." Auch "Blick aufs Mehr" schrob er. Der Song erklingt zum Schluss, ist der Titel seines Debütalbums. Er hat dafür fast alles selbst "geschroben" und komponiert, feinjustiert und arrangiert von Danny Dziuk. Auch dessen eindringliche Lieder erklingen: "Wenn zwei zueinander passen" und "Zu alt".

Die Köpfe im Publikum gehen mit, viele hier sind ganz nah an den klugen, oft berührenden Texten der beiden. Es geht ums Hier und Heute, um Liebe und Politik und Erinnerungen an Vergangenes. "Wieso bist du immer noch da" ist so ein Song, der sich einprägt. Geige, Bratsche, Cello. Das Inselorchester in Gänze gibt Prahl starken musikalischen Rückhalt (trotz zwischenzeitlich kleiner akustischer Probleme). "Vater" darf nicht fehlen, ein Lied des 1998 verstorbenen Gerhard Gundermann, das Prahl im Tribut-Konzert an den Musiker vor mehr als 3000 Leuten gesungen hatte. Dieses Lied war der Beginn seines neuen Berufsweges. Klaus Koch, Geschäftsführer des Musikverlages Buschfunk, hörte es, wollte mehr von diesem anderen Prahl. "Er entdeckte mich im zarten Alter von 51 Jahren." Seitdem ist Prahl, der Schauspieler, mit der Gitarre unterwegs.

Der 53-Jährige plaudert immer wieder locker mit dem Publikum, mal erzählt er einen Witz, mal Anekdötchen aus seinem Leben, wenn er Kneipen besuchte und im Berliner Spätverkauf beim Vietnamesen ein Bier kaufte. Dann pafft er eine Zigarette, dirigiert das Inselorchester mit dem Glimmstängel, bezeichnet ihn als illuminierten Taktstock. "Ich bin nun mal so, wie ich bin", singt er. Ja, so ist er, so lebt er. Ehrlich wirkt all das.

"Ein gemeinsam gesungenes Lied" wird - wie es heißt - von allen gemeinsam gesungen. Prahl freut\'s. Er strahlt. Sein Publikum auch. Irgendwann die Liedzeile "Es wird weitergehen".

Ja, lieber Axel Prahl, mit dieser Musik unbedingt.