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Mit Terror gewinnt der Trommler-Verlag neue Abonnenten

20.08.2010, 05:30

Bei der Gewinnung neuer Leser und Anzeigenkunden waren die Nationalsozialisten nicht zimperlich. In Gruppen zogen Uniformierte seit dem Frühjahr 1933 von Haustür zu Haustür oder von Geschäft zu Geschäft, häufig auch mehrmals täglich. Bei der Volksstimme und dem Faber-Verlag gingen zahlreiche Beschwerden ein, aus den Akten des Faber-Verlags sind noch zahlreiche dokumentiert:

"Der Bote der NS-Zeitung, Kunze, wirbt in Hordorf für seine Zeitung, indem er den Leuten sagt, er müsse jeden fragen, was für eine Zeitung er liest. Wer das Tageblatt nicht bestellt, den müsse er nach Berlin melden."

"Der Werber Schmidt aus Halberstadt hat in Schlan-stedt mit rigorosesten Methoden für den Trommler-Verlag geworben, u. a. beim Schuhmachermeister Hermann Götting. Er möge ruhig eine demokratische Zeitung lesen, die Folgen hätte er zu tragen. Gleichzeitig würde er beim Ortsgruppenleiter der NSDAP dafür sorgen, dass kein SA-Mann mehr von ihm Stiefel kaufen würde."

"Herr Schütte, Knochenhauerufer 21 in Magdeburg, ist von den Hausbewohnern, die allesamt Nationalsozialisten sind, gedrängt worden, bis er schließlich die Nazi-Zeitung bestellt hat."

"Herr Beier, Magdeburg, ist pensionierter Beamter. Vom Trommler-Verlag erhielt er einen Brief, in dem angefragt wurde, warum er noch keine Nazi-Zeitung liest und was er gegen diese hätte. Daraufhin hat er sie bestellt. Auch auf einer SA-Versammlung wurde er beeinflusst. Dort mussten alle diejenigen aufstehen, die noch keine Nazi-Zeitung lesen und sie bestellen."

"Der Hakeborner Nachtwächter Berhard Eggert ging mit zwei Werbern des Trommler-Verlages durch den Ort und drohte den Lesern demokratischer Zeitungen – auf der einen Seite, dass sie die Arbeit verlieren, auf der anderen Seite verspricht man solche. Sechs Leser haben deshalb ihre Faber-Zeitung abbestellt."