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Die Volksstimme wird in Barleben auf drei Maschinen produziert Mit zehn Metern pro Sekunde durch die Druckwerke

20.08.2010, 05:30

Von Carsten Steinke

Er wird als Schwarze Kunst bezeichnet, hat aber nichts mit schwarzer Magie zu tun, der Zeitungsdruck. Schwarz ist zumindest eine der vier Druckfarben, die auch bei der Produktion der Volksstimme zum Einsatz kommen. Neben Schwarz sind bei einer farbigen Zeitungsseite übrigens noch Cyan, Magenta und Gelb im Spiel.

Um die Produktion der Tageszeitung dreht sich alles in dem modernen Druckhaus der Volksstimme direkt an der Autobahn 2, gleich hinter der Magdeburger Stadtgrenze. Dort werden auf drei Druckmaschinen unter anderem die 18 Ausgaben der Volksstimme Nacht für Nacht gedruckt. Es gilt, für jeden Erscheinungstag mehr als 200 000 Exemplare der Heimatzeitung zu produzieren.

Wenn nur eine Maschine im Einsatz wäre, müsste bereits mittags mit der Produktion begonnen werden, und das ginge klar zu Lasten der Aktualität.

Neben der Anzahl der Druckmaschinen spielt auch der Faktor Geschwindigkeit eine große Rolle. Maximal könnte jede der drei Maschinen 35 000 Zeitungsexemplare pro Stunde drucken. Damit die dahinter geschaltete Weiterverarbeitung nachkommt, wird normalerweise mit einer Geschwindigkeit von 25 000 Exemplaren in der Stunde produziert.

Diese Geschwindigkeit ist immer noch so hoch, dass zum Beispiel die Ausgabe Osterburg in rund 15 Minuten fertig gedruckt ist. Für die Ausgabe Magdeburg müssen zirka zwei Stunden eingeplant werden.

Kontrolliert und gesteuert wird die Rotationsmaschine von Leitständen aus. Zu jeder Druckmaschine gehören zwei solcher Steuerpulte. Dort regeln Drucker unter anderem die Geschwindigkeit der Anlage und die Farbregister.

Die vier Druckfarben fließen durch ein rund 150 Meter langes Rohrsystem aus Tanks in die Farbkästen der 44 Druckwerke. Da Schwarz weitaus häufiger benötigt wird als die anderen Farben, werden davon in zwei Tanks mit maximal 24 Tonnen Inhalt vorgehalten. Cyan, Magenta und Gelb werden in Tanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1,5 Tonnen gelagert.

Gedruckt wird, wie bei der Zeitungsproduktion üblich, im Offset-Verfahren. Bei diesem indirekten Flachdruckverfahren nimmt das Abbild auf der Druckplatte Farbe auf und weist Wasser ab, die nichtdruckenden Stellen im Gegensatz dazu nehmen Wasser auf und stoßen Farbe ab. So werden die später druckenden Stellen mit Farbe benetzt, der Rest mit Wasser. Nun werden die mit Farbe benetzten Stellen der Druckplatte auf den Gummituchzylinder und von dort auf das Papier übertragen.

20000 Zeitungen aus einer Rolle Papier

Apropos Papier. Das wird in großen Rollen mit Lastwagen angeliefert und – bis sie für den Druck benötigt werden – gelagert.

Eine "ganze Rolle" ist 1,4 Tonnen schwer und 140 Zentimeter breit. Das ist so breit, dass 16 Zeitungsseiten gedruckt werden können. Genutzt werden in der Volksstimme-Druckerei drei unterschiedliche Rollenbreiten. Noch eine unglaubliche Zahl: Die Bahn auf dieser Rolle ist abgerollt zirka 20800 Meter lang. Daraus können rund 20 400 Zeitungen hergestellt werden.

Von diesen Rollen können bis zu 625 Stück gleich neben den Rotatonsmaschinen eingelagert werden. Sollte einmal die Papierlieferung stoppen, würde – rein theoretisch betrachtet – dieser Vorrat für zwei Wochen Druckproduktion reichen.

Damit dieser Fall nicht eintritt, rollen Tag und Nacht pro Woche zehn Lastwagen mit Papier von drei Lieferanten an.

Wenn nun die bedruckte Papierbahn aus dem Druckturm kommt – übrigens mit einer Geschwindigkeit von bis zu zehn Metern pro Sekunde – läuft sie durch das Wendedeck, den Falztrichter und wird schließlich im Falzapparat geschnitten und – wie der Name es verrät – gefalzt. Fertig ist das Zeitungsexemplar.

Was nun noch fehlt, sind die Beilagen. Denn was wäre eine Zeitung ohne die Prospekte von Kaufhäusern, Drogerieketten und anderen Anbietern. Sie werden auf Paletten angeliefert und nach dem Druck in die Zeitungen maschinell eingesteckt.

Nun werden die endgültig fertigen Volksstimme-Exemplare noch zu Rollen zusammengefasst, mit Folie umwickelt und an die Spediteure übergeben. Diese liefern die Zeitungsrollen dann unter anderem auch zu ihrem Zusteller. Nun ist der Weg zum Briefkasten oder der Zeitungsröhre nicht mehr weit.

Aber Halt, was passiert eigentlich vor der Druckmaschine? Wie kommen die Texte und Bilder in die Rotation? Das ist einfach: Zuerst werden die Zeitungsseiten gestaltet. Die werden dann auf Druckplatten belichtet. Dieses Verfahren nennt man neudeutsch "Computer to plate".

Wer die Zeitungsproduktion hautnah erleben möchte, kann das unter anderem bei einem Rundgang durch die Druckerei während des Jubiläumsfestes in Barleben, am Sonnabend, 28. August von 10 bis 17 Uhr tun.