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Mondlandung "Mr. Apollo" aus Magdeburg

Joachim Hoppe aus Magdeburg erklärt, wie die Mondlandung der Amerikaner vor 50 Jahren für ihn zum größten Ereignis seines Lebens wurde.

Von Bernd Kaufholz 11.07.2019, 01:01

Magdeburg l Am liebsten wäre der damals 17 Jahre alte Joachim Hoppe gar nicht mehr vom Fernsehsessel aufgestanden. „Gott sei Dank, dass seit knapp zwei Wochen Sommerferien waren“, schmunzelt er noch heute. „Da gab es wenigstens keine Probleme mit der Schule.“

Jede Sondersendung über den Start am 26. Juli 1969, den Verlauf der Apollo-11-Mission und vom ersten Schritt eines Menschen auf dem Mond am 20. Juli hat der Magdeburger verfolgt. „Einfach unbeschreiblich“, schwärmt der inzwischen 67-Jährige zwischen Mondglobus, Aufzeichnungen, Büchern und seinen Schätzen, den Mondsteinen, heute noch.

Doch nicht erst das Trio – Neil Armstrong, Edwin „Buzz“ Aldrin und Michael Collins hat Hoppe den Raumfahrt-Kick gegeben. Schuld daran, dass er zum Astronomie-Fan wurde, hatte sein Astro-Lehrer an der Karl-Marx-Oberschule in Magdeburg-Cracau.

„Es war die erste Stunde in diesem Fach in der 10. Klasse. Unser Lehrer wollte, dass wir in Stichpunkten aufschreiben, was wir so über den Mond wissen. Ich habe mir gedacht: Wozu aufschreiben, wenn er etwas wissen will, kann er mich doch fragen.“ Das Blatt blieb leer und das freute den Pädagogen, im Nebenfach Sternenkundelehrer, nicht.

„Er hat mich zur Rede gestellt und dabei habe ich ihn verblüfft. Ich rasselte Oberflächenbeschaffenheit, Entfernung Erde–Mond und alles, was ich über den Trabanten wusste, runter. Nach zehn Minuten durfte ich aufhören. Natürlich konnte er nicht wissen, dass ich mich bereits als Kind für den Mond interessiert und einiges über ihn gelesen habe. Zum Beispiel im ,Urania Universum‘ von 1963.“

Seine Kenntnisse hätten den Astronomielehrer wohl dermaßen beeindruckt, dass er als Schüler in der Parallelklasse drei Unterrichtsstunden halten durfte.

„Und dabei kam es zum nächsten Zufall“, so Hoppe. „Gerhard Eschenhagen vom Astronomischen Zentrum in Magdeburg hospitierte in einer dieser Stunden, und er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, in der Sternwarte am Nordpark mitzumachen.“

Der Schüler überlegte nicht lange und schaute seitdem noch eifriger in den Mond – aber auch zum Mars hinauf. Er baute den „Adler“, die Mondlandefähre, nach und später auch den „Luna Rover“ von Apollo 15 vom März 1970.

Schon vor dem Flug von Apollo 11 habe er die amerikanischen Gemini- und Apollo-Missionen verfolgt. „Aber auch die sowjetischen Kosmonauten sind Helden für mich. Besonders Juri Gagarin, der mit seinem ersten bemannten Weltraumflug im April 1961 ja das Tor zum Mond aufgestoßen hat. Auch wenn das acht Jahre später die Amerikaner nicht so gern hören wollten.“

Wenn er an den Start der Mondmission am 16. Juli 1969 kurz nach halb zwei zurückdenkt, kommt „Mr. Apollo“, wie er von seinen Freunden in der Astronomischen Gesellschaft Magdeburg mit einem Augenzwinkern genannt wird, ins Schwärmen.

In jeder Nachrichtensendung sei der Mondflug die Spitzenmeldung gewesen und oft gab es danach eine Sondersendung, sagt das wandelnde Mondlexikon.

Dann nimmt er den leicht verstaubten Mondglobus in die Hand und zeigt auf einen kaum sichtbaren Punkt: „Das ist der kleine Westkrater. Ungefähr 60 Meter davon entfernt setzte die Fähre ,Eagle‘ auf.“ Der Magdeburger schaut auf seinen Flachbildschirm, auf dem die Computer-Clips vergrößert werden, und erzählt eine Geschichte, die allerdings, so betont er sogleich, „nicht belegt, aber sehr wahrscheinlich ist“. „Ich habe bei einer Übertragung vom Mondspaziergang Amstrongs gesehen, dass der Kommandant hinter die Fähre ging und am Kleinen Westkrater etwas tat, was ich aufgrund des Kamerawinkels nicht genau erkennen konnte. Es sah so aus, als ob er etwas ablegte.“

Später sei durchgesickert, dass es das Armband seiner Tochter gewesen ist. „Was natürlich nicht im offiziellen Programm stand.“ Amstrongs Tochter war jung gestorben und wie es heißt, habe der Astronaut durch diese Geste mit ihrem Tod abschließen können.

Auf dem Monitor erscheinen Mondsteine. Der kleinste 0,8 Gramm schwer, der größte 11,5 Gramm. Sie gehören zur Sammlung von „Mr. Apollo“.

„Ich habe 37 Stück, alle mit Expertise“, sagt er und fügt an, dass es wohl „eine der besten Sammlungen in Privathand“ sei. Aber er räumt zugleich ein, dass es keine Steine sind, die von Apollo 11 oder der anderen Mondmissionen mitgebracht worden sind. „Sie kamen auf anderen Wegen zur Erde.“

Joachim Hoppe stellt Filme zusammen über die Mondflüge, hält Vorträge und sammelt alles, was mit dem Erdtrabanten zu tun hat. „Vorträge über die Mondlandung habe ich übrigens auch schon zu DDR-Zeiten bei der Urania gehalten. Obwohl es eine US-Mission war. Man musste die Sache nur geschickt verpacken und durfte auch die sowjetischen Pionierleistungen nicht vergessen.“

Damals, vor 50 Jahren, in Apollo 11, wäre er nicht mitgeflogen, aber heute, „wenn mir jemand einen Raumflug sponsern und ich den Gesundheitscheck bestehen würde, könnte ich mir schon vorstellen, dass ich mal in einer Rakete sitze. Aber das wird wohl ein Lebenstraum sein.“