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Nach der Flut: "Gelbe Engel" knipsen in Rothensee das Licht wieder an

22.06.2013, 08:31

Nach dem Hochwasser war es dunkel in vielen Rothenseer Wohnungen. Die Evakuierung war zwar aufgehoben, die Normalität allerdings noch in weiter Ferne. Ohne Strom und Wasser verbrachte auch Ernst Wittstock eine halbe Woche in seinem Haus. Bis sein "gelber Engel" die Elektronik wieder auf Trab brachte.

Rothensee l Bei einem Wasserstand von 160 Zentimetern im Keller hat Ernst Wittstock sein Haus verlassen. Als er vier Tage später zurückkehrte, funktionierten weder Strom noch Abwasser oder Gas. In gelben Gummistiefeln watete Elektromeister Ingo Wilkerling einen ersten Schritt gen Normalität. Und wurde so zum "gelben Engel".

In der Salchauer Straße kam die Flut durch die Keller

Die Flut kam in der Salchauer Straße von unten. Völlig unverhofft. "Gegen mögliche oberirdische Überflutungen hatten wir Sandsäcke und andere Abdichtungen an Kelleröffnungen und Hauseingängen angebracht", erzählt Ernst Wittstock. Der Sprecher der Arbeitsgruppe Gemeinwesenarbeit (GWA) Rothensee sagt: "Dass wir unsere Keller schützen müssen, hatte uns allerdings niemand gesagt." Sonst hätte er alles vorsorglich ausgeräumt.

Auch als Wasser und Abwasser am Sonnabend, 8. Juni, schließlich durch die Kanalisation sprudelten, wurden die Bewohner lediglich dazu aufgefordert, die Ruhe zu bewahren. "Am Nachmittag sind dafür Fahrzeuge mit Sprechfunk durch die Straße gefahren", sagt Ernst Wittstock. Während sich die Keller füllten, mussten letztlich doch die Häuser und Wohnungen verlassen werden.

"Als am Dienstag die Evakuierung aufgehoben wurde, ging gar nichts mehr", erzählt Ernst Wittstock. Das sei wie beim Campen gewesen. Gekocht habe er auf einem Campingkocher mit Gasflasche. Um den Keller kümmerte sich die Freiwillige Feuerwehr Prester. "Bis zur Hälfte haben sie ihn ausgepumpt", so der Hausherr. Aus Sicherheitsgründen musste das restliche Wasser bleiben.

"In Selbsthilfe beschaffte Notstromaggregate zum Abpumpen von Wasser tuckerten überall in der Straße. In vielen Häusern waren die Elektroanlagen mit Verteilerkästen geflutet." Gefragt waren in den kommenden Tagen Elektromeister. So auch Ingo Wilkerling aus Rothensee, der für seinen Stadtteil kämpfte.

130 Hausanschlüsse binnen einer Woche repariert

"Mit seinem gelben Transporter kam er am Freitag vorgefahren, in gelben Stiefeln ging es mit Prüfgeräten und Lampen im Gepäck durch das Haus", so Ernst Wittstock. Denn noch immer stand der Keller unter Wasser. "Da unser Elektrozähler gewechselt werden musste, brauchten wir die Hilfe der Städtischen Werke Magdeburg", sagt der Rothenseer. Die kam einen Tag später. Mit letzten Handgriffen des Elektromeisters hatte ein Haus der Straße wieder Strom. Lediglich Telefon und Internet waren noch nicht wieder einsatzbereit.

130 Hausanschlüsse hat Ingo Wilkerling in der Woche wieder instand gesetzt. "Als Fluthilfe für die Rothenseer sogar ohne Rechnung", sagt Ernst Wittstock. "Für mich ist er der gelbe Engel von Rothensee."

Wie die GWA mit den Folgen der Flut umgeht und wohin gesammelte Spenden fließen, müsse noch abgestimmt werden. "Sicher ist, dass viele Betroffene unzufrieden sind mit der Informationspolitik", so der GWA-Sprecher. "Deshalb auf den Oberbürgermeister zu schimpfen bringt allerdings auch nichts."