Umfrage im Handwerk Nach langer Flaute: Sachsen-Anhalts Handwerk schöpft wieder Hoffnung
Im Landesnorden macht sich in vielen Gewerken wieder Optimismus breit. Das liegt auch am Investitionsprogramm der neuen Regierung. Der Fachkräftemangel bleibt ein Problem.

Magdeburg. - Die Handwerker im Landesnorden blicken wieder optimistischer in die Zukunft als noch im vergangenen Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt die Frühjahrskonjunktur-Umfrage der Handwerkskammer Magdeburg. 83 Prozent der Betriebe beurteilen demnach ihre Lage mit gut bis befriedigend. Auch der Geschäftsklimaindikator, der Mittelwert aus guter und zu erwartender Geschäftslage, klettert auf 84 Prozentpunkte und liegt damit drei Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. „Von den Werten aus der Vor-Corona-Zeit sind wir aber noch ein gutes Stück entfernt“, sagte Hauptgeschäftsführer Burghard Grupe. Damals erreichte der Index Werte jenseits der 90-Prozentpunkte-Marke.
Eine Stimmungsaufhellung verzeichnet besonders das Bauhauptgewerbe, das in der jüngeren Vergangenheit geschwächelt hatte. Auch im Ausbauhandwerk und im Handwerk für den gewerblichen Bedarf schaut man grundsätzlich mit positiven Erwartungen auf die kommenden Monate.
Betriebe ohne Nachfolger
Dagegen schwächelt die Kfz-Branche. Nur noch 38 Prozent geben eine gute Lagebeurteilung an. Der Vorjahreswert lag bei 45 Prozent. Grupe macht dafür ein Stück weit das Hin und Her bei der Förderung von Elektroautos verantwortlich: „Wenn nicht klar ist, was der Antrieb der Zukunft ist, führt das zu Zurückhaltung bei Investitionen in die Fahrzeugflotten der Betriebe.“
Lobende Worte findet Andreas Dieckmann, Präsident der Handwerkskammer Magdeburg, für den Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD. „Er gibt dem Handwerk Hoffnung: auf mehr Planungssicherheit, auf Investitionen und auf eine stärkere wirtschaftliche Belebung.“ Nun komme es darauf an, dass diesen Worten auch spürbare Taten folgen. Umso dringlicher hoffe das Handwerk auf eine zügige Umsetzung des Infrastrukturpakets, insbesondere im Hinblick auf die Bauprojekte in und um Magdeburg.
Auch beim Abbau von Bürokratie setze die künftige Regierung die richtigen Akzente. „Es ist gut, dass das Lieferkettengesetz gestrichen wird“, nennt Diekmann ein Beispiel. Das Gesetz als solches „ist eine Zumutung, weil es staatliche Aufgaben auf Unternehmen überträgt“, ergänzt Grupe. Beide begrüßen außerdem die Aktivrente, die es attraktiver machen soll, als Ruheständler zu arbeiten. Umso mehr, weil der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren zunehmen wird.
Azubis aus Vietnam
Die Folgen seien indes bereits jetzt deutlich spürbar. Vor allem im lebensmittelverarbeitenden Bereich. „Viele Bäcker oder Fleischer finden keinen Nachfolger, obwohl die Betriebe sehr oft über einen festen Kundenstamm verfügen“, sagt Grupe. Die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland trage zwar zur Linderung bei, könne das Problem aber nicht in Gänze lösen. Besonders mit Azubis aus Vietnam habe man jedoch sehr gute Erfahrungen gemacht. Zuerst auf die Gastronomie begrenzt, hat die Handwerkskammer das Programm mittlerweile auf alle Branchen ausgeweitet.
Ein wenig Kritik an der Politik äußerten Grupe und Dieckmann dennoch. So seien die Lohnnebenkosten zu hoch. Die Sozialversicherungsbeiträge dürften auf keinen Fall mehr steigen.