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Naturschutz Wildes Campen bedroht Wälder im Harz

Lagerfeuer und Glasflaschen: Förster und Naturschützer finden immer wieder Spuren, die Wildcamper in Sachsen-Anhalt hinterlassen haben.

Von Romina Kempt 07.07.2019, 10:16

Wernigerode (dpa) l Sie kommen mit Zelt, Gaskocher und verpackten Lebensmitteln – und hinterlassen Müll oder glühende Feuerstellen: Rücksichtslose Wildcamper sind für die Naturschutzgebiete im Land Sachsen-Anhalt ein Problem, wie eine Umfrage ergab. Ob an Seen, entlang von Radwegen oder im Wald – immer wieder bedrohen unachtsame Lagerer die empfindliche Tier- und Pflanzenwelt des Landes - mit teils fatalen Folgen für die Natur. Aber auch den Wildcampern können Konsequenzen drohen.

Nach Angaben des Landesverwaltungsamts in Halle ist Camping nicht ohne Weiteres in der Natur erlaubt. Wer im Wald oder auf einer Wiese zelten wolle, brauche eine Zustimmung, hieß es. Fehle diese, könne der Besitzer der Fläche die Wildcamper anzeigen. Wer in einem Naturschutzgebiet dennoch erwischt werde, begehe eine Ordnungswidrigkeit. Bußgelder seien die Folge. Denn: "Wer durch sein Verhalten eine Straftat begeht, kann haftbar gemacht werden", erklärte ein Sprecher des Landeskriminalamts.

Die strikten Vorgaben haben ihre Gründe. "In Sachsen-Anhalt herrschen aktuell die höchsten Waldbrandstufen der Klasse 4 und 5", sagte eine Sprecherin des Landesforstbetriebs in Magdeburg. Die Gefahr vor Bränden sei damit enorm hoch, sagte Andreas Goldschmidt vom Landeszentrum Wald in Halberstadt (Landkreis Harz). Ein Funke reiche, um riesige Flächen in Brand zu stecken. "Es ist grundsätzlich verboten, einfach ein Feuer im Wald zu machen", so Goldschmidt.

Mit den Auswirkungen hat auch einer der größten Waldnationalparks in Deutschland – der Nationalpark Harz – schlimme Erfahrungen gemacht. Mehr als 7200 Tier- und Pflanzenarten finden auf dem rund 25.000 Hektar großen Areal an der Grenze von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen Schutz. Für Naturfreunde ist das Gebiet ein Paradies und für längere Tagestouren reizvoll.

"Die Wildcamper sind allerdings ein großes Problem für uns", sagte Parksprecher Friedhart Knolle in Wernigerode. 2018 wurden zwölf Brände in dem Naturschutzgebiet gezählt – möglicherweise auch ausgelöst von illegalen Campern. "Viele Feuer werden schlecht gelöscht", berichtete der Parksprecher. Die Glut könne auch Stunden später Brände auslösen und katastrophale Folgen für Tiere und Pflanzen haben.

Doch nicht nur Brände bedrohen die Naturschutzgebiete. Auch der hinterlassene Müll sei ein Problem für die Areale, sagte die Sprecherin des Landesforstbetriebs weiter. Die Müllmoral habe in den vergangenen Jahren nachgelassen, bestätigte Knolle vom Nationalpark Harz. 2018 hätten Ehrenamtliche säckeweise Plastikverpackungen, Dosen und anderen Unrat aus dem Schutzgebiet im Harz geholt. Gerade entlang der offiziellen Wanderwege stapele sich weggeworfener Müll, so Knolle.

Zudem habe es schon Fälle gegeben, in denen auf ihr Verhalten angesprochene Wildcamper ausfällig geworden seien, so Knolle. Einige beleidigten die Parkranger und bedrohten sie.

Darüber hinaus stören die Wildcamper das natürliche Leben in den Schutzräumen der Tiere und Pflanzen. So gebe es in Sachsen-Anhalts Naturschutzgebieten etwa empfindliche Blumen oder brütende Vögel, hieß es beim Landesforstbetrieb. Statt Gefahr zu laufen, sie zu stören, sollten Naturfreunde daher auf offizielle Campingplätze ausweichen.