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Ostalgie Sachsen-Anhalter zeigen ihre DDR-Schätze

Vom Bügeleisen bis zum Postsack: Produkte aus DDR-Zeiten haben für viele Sachsen-Anhalter vor allem einen emotionalen Wert.

13.11.2019, 23:01

Magdeburg  l Nicht jeder DDR-Schatz hat einen besonders großen Geldwert. Vielmehr hegen und pflegen zahlreiche Sachsen-Anhalter ihre alten DDR-Schätze, weil sie eng mit einer eigenen, persönlichen Geschichte, einem Schicksal oder einer Person verbunden sind. Wir haben Volksstimme-Leser gebeten, Fotos von ihren DDR-Schätzen zu senden und die Geschichte dazu zu erzählen. Herausgekommen ist eine kleine Sammlung – vom Branntwein bis hin zur Zuckerdose –, die viele persönliche Erinnerungen birgt.

Rene Gröbke aus Zerbst zum Beispiel bewahrt noch immer fünf Flaschen vom „Trinkbranntwein für Bergarbeiter“ auf. Die Spirituose wurde im Volksmund als „Kumpeltod“ bezeichnet. Gröbkes Onkel war in Zielitz im Kali-Bergbau tätig. Als Deputatlohn erhielten die Arbeiter sowohl in der sowjetischen Besatzungszone als auch danach in der DDR Flaschen des Branntweins.

Der Verkauf des nicht unbedingt genießbaren Alkohols war strikt verboten. „Der Alkohol war so billig, dass er ihn im Winter immer pur in die Scheibenwaschanlage seines Wartburgs gegossen hat“, erzählt Gröbke. „Da war immer eine Alkoholfahne rings um das Auto herum, wenn er die Scheibe gereinigt hat.“ Eine Erinnerung, die bleibt.

Nicole Nowak aus Möser nutzt auch heute noch die alte DDR-Küchenwaage ihrer Mutter aus den 1970er Jahren. „Meine Mutter wollte sie 2011 entsorgen, aber das wollte ich nicht, also habe ich die Waage zu mir geholt, und sie tut bis heute ihren Dienst.“ Die damit verbundene Erinnerung: „Diese Waage hat einen emotionalen Wert für mich. Ich habe als Kind immer damit gespielt und durfte meiner Mutti bei ihren leckeren Kuchen helfen.“

Simone Heidenreich aus Hasselfelde im Oberharz am Brocken ist besonders stolz auf ihre alte Zuckerdose, die noch immer auf dem Tisch steht. Die ist nämlich genauso alt wie ihre Ehe: 37 Jahre. „Solange sind ich und mein Mann schon glücklich verheiratet.“ Die Besonderheit: „Einmal die Dose schütteln und es kommt immer nur ein Teelöffel Zucker heraus, da kommt keine Tupperware mit“, ist sich Heidenreich sicher.

Simone Lapczyna aus Magdeburg hat für die Volksstimme gleich mehrere ihrer alten DDR-Schätze herausgekramt. Darunter: ein alter Postsack aus dem Jahr 1977. Zu dem hat die Magdeburgerin zwar keinen persönlichen Bezug, da sie ihn bei Arbeiten im Garten nur zufällig entdeckt hat. Dafür ist der alte Postsack heute durchaus von Wert und wird gern als Dekorationselement bei Ebay verkauft. Die alte Primasprit-Flasche hingegen erinnert Lapczyna noch heute an ihren bereits verstorbenen Schwiegervater. Der hochprozentige Alkohol wurde früher vor allem in der Arzneimittel-Industrie verwendet. Preis damals: 17,60 Mark. Produziert wurde die Flasche im Öl- und Fettwerk „Hans Schellheimer“, zuvor Firma Hubbe und Farenholtz. Ab 1952 wurde die Firma zu Ehren Schellheimers, eines bekannten Widerstandskämpfers gegen den Nationalsozialismus, umbenannt.

Auch im Haushalt von Sabrina Buchholz in Schönebeck im Salzlandkreis ist das gute, alte Bügeleisen von damals noch immer in Benutzung – seit mittlerweile mehr als 20 Jahren. „Und es funktioniert auch noch immer tadellos“, sagt Buchholz. Das Haushaltsgerät hat für die Salzländerin auch einen großen emotionalen Wert, da es ein Erbstück ihrer Oma ist. Wegschmeißen? Völlig ausgeschlossen.

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