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Polizei Einbrecher nutzen Frost eiskalt aus

Der Burgenlandkreis, Magdeburg und Halle sind die Hochburgen der Laubeneinbrecher in Sachsen-Anhalt.

Von Matthias Fricke 30.12.2019, 00:01

Magdeburg l Alarmiert von ihrem Garten-Nachbarn eilt die 35-jährige Verena Schilanski Mitte Dezember in ihren Garten in einer Sparte im Magdeburger Stadtteil Salbke. Dort ahnt die alleinerziehende Mutter eines achtjährigen Sohnes bereits – als sie die offene Tür und die vielen Schrauben am Boden liegen sieht – was passiert ist. Mit einem Akkuschrauber haben die Täter das Schließblech abgeschraubt und sind so in den Schuppen eingebrochen Der ist durchwühlt, die elektrische Wasserpumpe, eine Teichpumpe, der Rasenmäher und mehrere Werkzeuge sind weg. „Die haben sogar eine angefangene Packung Unkraut-Ex mitgenommen“, ärgert sich die junge Frau. So wie sie, hat es vier weitere Familien in der Sparte getroffen. Sie sagt: „Da fühlt man sich irgendwie unsicher.“

„Die Saison geht jetzt erst richtig los“, befürchtet Heidi Winter vom Polizeirevier Magdeburg. Wenn es kalt werde, dann ziehen die Diebe durch die Gärten. So war es in den vergangenen Jahren häufig.

Dabei ist die Zahl der Lauben-Einbrüche von 2506 auf 1724 Fälle im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Und der Trend hält laut Michael Klocke, Sprecher im Landeskriminalamt, auch 2019 weiter an. Die genauen Zahlen werden erst im Frühjahr veröffentlicht.

Liegt der Rückgang der Zahlen am milden Winter? Einer der es wissen muss, ist Kriminalrat Uwe Leistner, Sachgebietsleiter für Eigentumsdelikte und Rauschgiftkriminalität im Polizeirevier Magdeburg. Er sagt: „Das könnte mehrere Ursachen haben. Eine ist sicher der Rückbau von Gärten und der Leerstand.“ Ansonsten würden viele Laubenbesitzer nach seiner Erfahrung inzwischen auch länger in den Sparten wohnen. „Wenn es dort auch im Winter Bewegung gibt, dann schreckt dies potenzielle Täter ab“, sagt der Ermittler. Zudem gehe auch insgesamt die Eigentumskriminalität zurück.

Nur selten ist auch tatsächlich etwas in den Sparten zu holen. Der Ärger für die meisten Betroffenen über den entstandenen Schaden sei oft viel größer, als die Beute. Das betrifft vor allem aufgehebelte Türen oder zerschlagenen Fenster. Einige Täter stecken manchmal sogar die ganze Laube an, nur um Spuren zu verwischen.

Im vergangenen Jahr betrug laut LKA landesweit der entstandene Vermögensschaden rund 385.000 Euro. Im Jahr 2017 waren es 480.000 Euro. Leistner: „Obwohl die Beute oft nicht sehr hoch ist, nehmen wir möglichst immer Spuren am Tatort auf. Da gibt es auch die meisten Treffer. Wir können damit die Zusammenhänge herstellen.“ So gelang es erst im vergangenen Monat in Halle einen Serien-Einbrecher in Gartenlauben auf frischer Tat zustellen. Dem 20-Jährigen konnte die Polizei 30 Einbrüche in Gartenlauben an Hand seiner hinterlassenen Spuren nachweisen. Er befindet sich aktuell in Untersuchungshaft.

Der typische Laubeneinbrecher ist männlich und meist im erwachsenen Alter. Oft handele es sich laut der Ermittler auch um gestrandete Menschen, auf der Suche nach Alkohol und Lebensmittel. Meist gehe es auch um die Beschaffung von schnell verkaufbaren Gegenständen, um den Drogenkonsum zu finanzieren.

Ein Grund, warum laut Gesine Kerwien, Polizeisprecherin im Burgenlandkreis, die Zahl der Einbrüche landesweit vor allem 2017 dort am höchsten waren. „Da haben mehrere Verdächtige aus der Drogenszene unabhängig von einander Einbrüche begangen. Ein Schwerpunkt war Zeitz, wo viele Anlagen am Stadtrand betroffen waren“, erklärt Kerwien.

Der Landesverband der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt hat knapp 90.150 Mitglieder, die in 1722 Vereinen organisiert sind. Der Leiter der Geschäftsstelle, Olaf Weber: „Je stärker die Anlagen frequentiert sind, desto seltener sind auch die Einbrüche.“ Er empfiehlt zum einen öfter im Winter den Garten öfter mal aufzusuchen. Sinnvoll ist es auch die Laube zu versichern. Über den Verband sei dies über einen Rahmenvertrag ab 30 bis 40 Euro pro Jahr möglich.