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Polizeiausbildung Aschersleber Polizeischüler suspendiert

Erneut sind zwei Schüler der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben suspendiert. Sie sollen ihre Uniform missbraucht haben.

Von Matthias Fricke 12.09.2018, 19:46

Aschersleben l In einem Video kaspert zu beschwingter türkischer Musik ein junger Mann in Polizeiuniform auf dem Rücksitz eines Autos herum. Eine junge Frau fragt lautstark: „Ihr seid schon richtig komisch, ihr Scheißbullen?“ Auf den Uniformen sind deutlich die Landeswappen Sachsen-Anhalts zu erkennen. Zu allem Übel ist die in sozialen Medien kurzzeitig verbreitete Aufnahme auch noch mit dem Kürzel „A.C.A.B“ überzeichnet. Die Abkürzung steht für die englische Parole „All cops are bastards“ und heißt übersetzt „alle Polizisten sind Bastarde“.

Beim Auftauchen dieses Videos zeigten sich vor allem Ausbilder und Polizeikollegen wenig amüsiert. „Zwei beteiligte Polizeimeisteranwärter sind inzwischen vom Dienst suspendiert worden, mit dem Ziel, sie zum Jahresende zu entlassen“, erklärte der Rektor der Fachhochschule Frank Knöppler auf Nachfrage. Die Schüler hatten ihre Ausbildung am 1. September 2017 begonnen.

Bei den Recherchen habe sich zwar herausgestellt, dass der unbekannte Hauptakteur des Videos in Uniform gar kein Polizeischüler war. „Dennoch hätten die beiden Anwärter unserer Schule ihre Uniform dafür nicht hergeben dürfen“, sagt Knöppler. Dies sei ein unendschuldbarer Verstoß, der auch zeigt, dass die Polizeianwärter „charakterlich nicht geeignet sind“. Mit seiner Dienstkleidung gehe man so nicht um.

Inzwischen gibt es unter den 1400 Polizeischülern aktuell 24 Disziplinarverfahren. Elf davon mit dem Ziel der Entlassung wegen charakterlicher Nichteignung. Die Beschuldigten wurden unter anderem beim Drogenhandel erwischt.  „Es gibt eine Zunahme solcher Fälle, allerdings haben sich auch die Zahlen der Polizeischüler verdreifacht“, so der Rektor. Nach dem Tod eines Polizeischülers war die Schule im Mai in den Fokus der Politik geraten. Der 24-Jährige Polizeischüler war in Halle bei einem Einbruch ertappt worden und auf der Flucht zwölf Meter in die Tiefe gestürzt.

Deutliche Worte findet der amtierende Landeschef der Gewerkschaft der Polizei Uwe Bachmann: „Es ist eine Schande, dass solche geistigen Tiefflieger den Ruf der ganzen Fachhochschule versauen.“

Er machte erneut die Forderung auf, dass neben den psychologischen Tests, die ab nächstes Jahr beginnen sollen, auch eine Prüfung über interne Datenbanken der Polizei möglich sein müssen. Dafür fehlen bislang jedoch die gesetzlichen Grundlagen. „Andere Bundesländer machen das schon lange“, sagt Bachmann. Auch sein Kollege Peter Meißner vom Bund Deutscher Kriminalbeamter sieht das so: „Mit psychologischen Test allein ist eine vernünftige Bewerber-Auswahl nicht zu schaffen.“

Im Innenausschuss des Landtages wird heute über einen Gesetzentwurf beraten, der der Polizei ermöglichen soll, in internen Datenbanken zu prüfen, ob Bewerber bereits wegen etwaiger Straftaten aufgefallen sind. Aktuell ist nur ein normales Führungszeugnis nötig, in dem schwerere Verurteilungen aufgeführt sind. Der Landtag soll noch im Herbst über das Gesetz entscheiden.