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Radtourismus Neue Verbindung am Elbe-Havel-Kanal

In Sachsen-Anhalt entsteht am Elbe-Havel-Kanal eine überregionale Radroute - ganz ohne neue Radwege. Ein Hobbyradler testet die Strecke.

Von Holger Manigk 31.07.2016, 01:01

Magdeburg l Mit dem Elbe-Havel-Radweg sollen Magdeburg und der Elberadweg eine neue Verbindung nach Berlin erhalten – und das zum Nulltarif. Für die Route werden ausschließlich bereits bestehende Wege genutzt. Bis zum Beginn der kommenden Fahrrad-Saison im Frühjahr 2017 soll die Strecke ausgeschildert sein, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt.

Die 67 Kilometer lange Strecke kreuzt den Landkreis Jerichower Land in West-Ost-Richtung. Von der Schleuse Hohenwarthe am Wasserstraßenkreuz Magdeburg geht es über Burg, Parey und Genthin zum Großen Wusterwitzer See bei Brandenburg an der Havel.

Die neue Radroute führt über ländliche Wege, Teile des Elberadwegs, Straßen und größtenteils über Betriebswege am Ufer des Elbe-Havel-Kanals. Diese zweispurigen Wege entstanden beim Ausbau des Kanals. Einige Streckenabschnitte sind gut asphaltierte Radwegen, andere holprige Schotterpisten. Für die Volksstimme hat Hobbyradler Robert Reimann aus Berlin den Elbe-Havel-Radweg erkundet:

Bislang habe zwischen den Radrouten-Knotenpunkten Havelberg im Norden und Wittenberg weiter südlich in Sachsen-Anhalt eine Verbindung mit überregionaler Bedeutung gefehlt, erläutert Silke Winkelmann. Wie die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums des Landes sagt, „gab es immer wieder Anfragen auf Messen zu einer Radverbindung von Magdeburg nach Berlin". Sachsen-Anhalt ist mit Brandenburg bisher via Havelradweg, Europaradweg R1 und dem Radweg Berlin-Leipzig vernetzt.

An das Potenzial, über den Elbe-Havel-Radweg Radtouristen in die Orte entlang der neu ausgeschilderten Route zu locken, glaubt Christoph Deike. Der Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Sachsen-Anhalt sagt: „Mit der neuen Querverbindung rück Magdeburg ein Stück näher an Berlin." Der flache, ruhig gelegene Radweg sei für jedermann geeignet.

Dennoch sei die Streckenführung nicht optimal, so Christoph Deike weiter. „In Burg und Genthin müssen sich die Radler durch Innenstädte mit viel Autoverkehr ohne Radwege quälen", bemängelt der ADFC-Chef.

Politiker aus den Orten entlang des Elbe-Havel-Radwegs hoffen auf einen Aufschwung der Tourismus-Branche. In der Region zwischen Elbe und Fläming herrsche "erheblicher Nachholbedarf" beim Radwegenetz, sagt Genthins Bürgermeister Thomas Barz (parteilos). Der überregionale Radweg solle Touristen und Wirtschaftskraft in die Region bringen. Barz glaubt, dass „für Gastronomen und Dienstleister neue Geschäftsfelder entstehen".

Radwege können ein Wirtschaftsfaktor sein, räumt Sachsen-Anhalts ADFC-Chef Deike ein. Zum Vergleich: 2015 waren 290.000 Radfahrer auf dem Elberadweg in Sachsen-Anhalt unterwegs. Dabei gaben sie pro Tag im Schnitt 73,24 Euro aus, hat der Tourismusverband Elbe-Börde-Heide ermittelt. Insgesamt ergibt sich damit ein Umsatzvolumen von 127,52 Millionen Euro jährlich.