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Raubserie Prozess nach fünf brutalen Überfällen

Nach einer Serie von Überfällen in Magdeburg im Frühjahr 2016 und 2017 hat der Prozess gegen fünf Männer am Landgericht begonnen.

Von Matthias Fricke 05.09.2017, 19:25

Magdeburg l Drei algerische Asylbewerber, ein in Deutschland geborene Algerier und ein Syrer sollen in unterschiedlicher Beteiligung für mehrere Raubüberfälle und Körperverletzungen in Magdeburg verantwortlich sein. Davon ist Oberstaatsanwalt Bernhard Tangemann in seiner Anklage überzeugt, die er am Montag vor dem Landgreicht Magdeburg verlas.

Die Serie hat am 21. April 2016 im Zentrum der Landeshauptstadt begonnen. Es war kurz vor Mitternacht, als sich laut Anklage der in Magdeburg geborene Mokhtar B. und der Syrer Mohammad S. einen 24-Jährigen am Ulrichshaus als Opfer aussuchten. Sie stellten sich ihm in den Weg, zogen ihn zu Boden und bedrohten ihn immer wieder mit dem Elektro-Schocker. Die Angreifer durchwühlten die Hose des Opfers, raubten die Geldbörse mit etwa 30 bis 50 Euro sowie das Smartphone. Das Opfer musste später an einer Knieverletzung behandelt werden.

Nur etwa zwei Stunden später haben die Männer laut Anklage erneut zwei Opfer im Visier. Die jungen Männer kamen gerade von einer Party als die Angreifer den Weg versperrten. Auch hier drohten sie mit dem Elektroschocker, raubten Geldbörsen und Handy.

Am 23. Februar dieses Jahres soll ein 32-jähriger Fahrgast von einigen der Angeklagten in der Straßenbahn angegriffen, mit einem Gegenstand am Kopf getroffen worden sein. „Ich wollte einfach nur zu den hinteren Plätzen durchgehen“, erinnert sich Patrick T.. Durch den Schlag erhielt er eine Platzwunde am Kopf. Als er wieder zu sich kam, wurde er von einem Studenten als Ersthelfer versorgt, sein Handy war weg.

Höhepunkt der Serie: Eine 26-jährige Frau war am 16. März dieses Jahres gerade auf dem Weg nach Hause, als sich ihr drei Räuber in den Weg stellten. Sie bedrohten die Frau mit dem Messer, zogen sie vom Rad, so dass sie stürzte. Während einer der Angeklagten den Rucksack durchsucht haben soll, fuchtelte ein weiterer mit dem Messer vor ihr. Weil zwei Zeugen dazu kamen, konnten zwei der Algerier festgenommen werden. Einer entkam. Der letzte Raub war am 8. April am Hasselbachplatz. Dort sollen zwei der Angeklagten einen Mann mit einer Bierflasche niedergeschlagen und ausgeraubt haben. Die Polizei teilte nach den Festnahmen mit, dass zwei Algerier falsche Angaben zu ihrer Identität gemacht hatten. Auch beim Prozess herrschte bei einem der Angeklagten Unklarheit über sein genaues Geburtsdatum.

Weil der angeklagte Syrer während des Prozesses einschlief und sein Betreuer dies mit einer Depot-Spritze gegen eine neurologische Erkrankung begründete, wurde sein Prozess gegen ihn von dem Verfahren abgetrennt. Er soll nun psychiatrisch untersucht werden.

Die anderen Angeklagten bestreiten die Vorwürfe. Der 20-jährige Deutsch-Algerier gibt zwar die Körperverletzung in der Straßenbahn zu, habe aber mit dem Raub nicht zu tun. Auf die Frage der Richterin, woher er sein Geld bezieht, sagt der Arbeitslose: „Ich bekomme Taschengeld von meinen Eltern.“

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.