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Festival Theaternatur beginnt Moby Dick und tanzende Würste im Harz

Mit zwei Eigenproduktionen und etlichen Gastspielen geht das Festival Theaternatur Benneckenstein in die neunte Runde. Ein Walfangschiff reist an und es gibt einen Tanz der tausend Würste.

Von Grit Warnat 25.07.2023, 11:05
Die Theatergruppe Freie Bühne Wendland hat für ihre Adaption des Melville-Klassikers „Moby Dick“ einen Bus zu einem Walfänger umgebaut und reist mit der rollenden Bühne zum Theaternatur-Festival – bei freiem Eintritt!
Die Theatergruppe Freie Bühne Wendland hat für ihre Adaption des Melville-Klassikers „Moby Dick“ einen Bus zu einem Walfänger umgebaut und reist mit der rollenden Bühne zum Theaternatur-Festival – bei freiem Eintritt! Foto: Theaternatur/Freie Wühne Wendland

Benneckenstein - Ein Linienbus mutiert zu einem Walfangschiff. Die Freie Bühne Wendland hat das gewaltige Epos von Herman Melville als Wandertheater konzipiert und geht damit auf Tour, um Orts- und Dorfplatzkultur zu stärken. Am 29. Juli gastiert das Team mit dem außergewöhnlichen Theatervehikel auf dem ehemaligen Jahnsportplatz in Blankenburg. Einen Tag später sind die Schauspieler mit ihrem Bus auf einem Parkplatz in Nordhausen zu erleben.

2020 ging das fünf Jahre zuvor gegründete Festival Theaternatur mit seinen darstellenden Künsten erstmals in den öffentlichen Raum, bespielte damals in schwieriger Corona-Zeit Räume im Leerstand. Jetzt setzen die Festival-Macher wieder auf die Region und setzen erstmals vor den eigentlichen Start am 4. August ein theatrales Vorspiel. Die Berlinerin Jana Korb war bereits mit ihrem narrativen Zirkus in zwei Westharzer Kurorten zu erleben, jetzt rollt Moby Dick an.

Szenische Ortsbegehung

Auch mit dem Stück „Brandspuren“, eine von zwei Festival-Eigenproduktionen, geht es mitten in den öffentlichen Raum. „Wir wollen Menschen begegnen, die sonst vielleicht nicht den Weg zu uns auf die Waldbühne finden und dadurch neugierig werden auf unsere Angebote“, sagt Jan-Hendrik Hermann von der Festivalleitung.

„Brandspuren“, geplant als szenische Ortsbegehung in Benneckenstein samt Sound, Text, Bewegung, steckt im Moment im Entstehungsprozess. Hermann sagt, er sei gespannt auf die Eigenproduktion, für die lokale und gesellschaftliche Fragestellungen verwoben werden. „Es geht um das große Thema Feuer. Wir brauchen es einerseits, und andererseits führt es wie im Harz immer häufiger zu Waldbränden. Die theatralen „Brandspuren“ starten passend an der Feuerwache Benneckenstein.

Freilich bleibt auch zur neunten Auflage des Festivals die idyllisch gelegene Waldbühne der Hauptspielort. Dort wird bis zum 20. August zu Schauspiel und Tanz, Performance und Musik geladen. Für die zweite Eigenproduktion wurde Paula Thielecke engagiert. Im Programmheft steht: Thielecke plündert Ibsen. Die Schauspielerin und Regisseurin bedient sich beim Klassiker „Ein Volksfeind“. Ihre Fassung heißt „Die Staatsfeindin“ und führt in einen Rinderzucht – und Schlachtbetrieb. Alles nicht zu ernst, sondern mit humorvollem Zugang, sagt Hermann.

Beim Schlachtbetrieb ist man schnell bei den Würsten von Nolundi Tschudi. Sie ist von den Festivalmachern mit ihrem „Tanz der tausend Würste“ geladen. Sie selbst spricht über ihre einstündige Solo-Varieté-Performance von einem „wurst-politischen und fett-philosophischen Thementanz“. Es geht um Fleisch und fettige Träume. Keine Bange: ohne Tier, alles ist aus Stoff.

Für die Tickets gibt es erstmals ein neues, solidarisches Preissystem. „Jeder gibt, was er kann. Die eine mehr, der andere weniger“, sagt Hermann.