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Gefüllte Auftragsbücher Airbus beflügelt EADS und schürt Sorge vor Kapazitätsengpässen

Von Ralf E. Krüger 02.08.2011, 04:39

Paris (dpa). Goldene Zeiten bei Airbus beflügeln den Mutterkonzern EADS – auch wenn Wechselkursschwankungen die Verdienstmarge schmelzen lassen. Der Boom schürt die Sorge vor Kapazitätsengpässen bei Zulieferern. Bei der EADS-Tochter Airbus kommt man mit dem Zählen der Flugzeugaufträge kaum noch nach. "Der Auftragseingang stieg um 89 Prozent auf 58,1 Milliarden Euro", betonte am Freitag ein spürbar stolzer EADS-Chef Louis Gallois bei der Vorlage der Geschäftszahlen fürs erste Halbjahr 2011.

Getrieben vom Zivilgeschäft kletterte der EADS-Umsatz in den ersten sechs Monaten des Jahres um acht Prozent auf 21,9 Milliarden Euro (1. Halbjahr 2010: 20,3 Mrd. Euro), der Auftragsbestand auf beachtliche 453 Milliarden Euro. Dennoch plagen den Konzern Sorgen: Vor allem bedingt durch Wechselkursschwankungen stand unterm Strich nur noch ein Überschuss von 109 Millionen Euro – das sind 41 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Hinzu kommt, dass die unerwartet große Auftragslawine vor allem für den neuen verbrauchsarmen A320-Mittelstreckenjet (A320neo) auch neue Sorgen mit sich bringt. Der Nachfrageboom nach dem erst Ende 2010 ins Programm genommenen Sparflieger überstieg alle Erwartungen – und schürt damit Ängste vor Lieferengpässen.

"Nicht die maximale Kapazität unserer Fertigungswerke ist unsere Hauptsorge, sondern die unserer Zulieferer", brachte es Gallois auf den Punkt, der fürs Gesamtjahr Auslieferungen von bis zu 530 Flugzeugen erwartet. Viele Zulieferer – wie etwa Triebwerkhersteller CFM – beliefern in der Tat auch den Airbus-Rivalen Boeing, der nun ebenfalls die Produktion ankurbeln will. Die Fertigung der 737 etwa will der US-Konzern von 31,5 auf 42 Maschinen pro Monat hochfahren, um die Auftragsberge der vergangenen Monate und Jahre abzutragen.

Airbus hat auf die explodierende Nachfrage nach den in Hamburg zusammengebauten Mittelstreckenjets schon mit dem Bau neuer Produktionslinien reagiert. Ab Herbst 2012 sollen monatlich 42 Maschinen der A320-Familie die Werkstore verlassen. Derzeit werden je Monat 36 Maschinen fertig. Der Bau neuer Montagewerke sei zumindest zurzeit kein Thema, sagte Gallois.

Der von ihm geleitete europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern geht fürs Gesamtjahr von einem Umsatz über dem Vorjahreswert aus und rechnet bei der Tochter Airbus mit mehr als 1000 Brutto-Bestellungen. Bei einem Euro-Wechselkurs von 1,35 Dollar geht EADS davon aus, dass der Gewinn je Aktie 2011 das Vorjahresniveau von 0,68 Euro übersteigt. Er dürfte dagegen darunterliegen, sollte der Kurs bei 1,45 Dollar liegen.

Im Helikoptergeschäft gebe es allmähliche spürbare Belebung. Beim Militärjet Eurofighter rechnet sich EADS nach Angaben von Gallois weiter gute Chancen für einen Mega-Auftrag aus Indien aus. Gut aufgestellt sieht sich das Unternehmen dank einer gut gefüllten Kriegskasse auch für die bereits angekündigte Einkaufstour. Weitere Zukäufe im zweiten Halbjahr seien geplant, kündigte EADS-Finanzchef Hans Peter Ring an. Bereits zuvor hatte er dafür ein Volumen von ein bis zwei Milliarden Euro angekündigt. Unter anderem schaut sich EADS in der Sparte Verteidigungselektronik um. Seit Jahren versucht der Konzern, das zyklische Geschäft mit der zivilen Luftfahrt rund um die Tochter Airbus durch seinen Militärsektor auszugleichen. Allerdings erschwert der Sparkurs von Europas Regierungen das Rüstungsgeschäft.