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"Elektromotoren und Gerätebau" ist Weltmarktführer bei Buchholz-Relais und gut ausgelastet Barleber produzieren fast nur für den Export

Von Torsten Scheer 06.06.2012, 03:21

Zweieinhalb Jahre nach der Einweihung eines neuen Werkes zieht die Elektromotoren und Gerätebau Barleben GmbH (EMB) ein positives Zwischenfazit.

Barleben l "Der Umzug aus einem baulich betagten Gebäude im Ortskern von Barleben in ein modernes Firmendomizil im Technologiepark Ostfalen an der Autobahn 2 war richtig und wichtig", sagte Geschäftsführer Klaus Olbricht im Volksstimme-Gespräch. "Wir können jetzt deutlich effektiver, kostengünstiger und energieeffizienter als früher produzieren", fügte er hinzu. Dadurch habe sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens "spürbar verbessert".

Das Hauptprodukt von EMB sind spezielle Schutzgeräte für die Transformatorenindustrie, sogenannte Buchholz-Relais. Diese trennen Umspanner im Fall von Blitzeinschlägen vom Netz oder schlagen bei technischen Defekten wie Kurzschlüssen Alarm.

Die Relais greifen dann ein, wenn sich ölgekühlte Transformatoren beispielsweise durch Isolationsfehler oder Überlast stark erhitzen. Die dabei entstehenden Gasblasen verdrängen das Öl. Über einen dadurch sich absenkenden Schwimmer wird ein Kontakt geschlossen, der einen Fehler meldet. Möglich ist auch, dass die Ölströmung über einen Stauschieber einen Schalter öffnet, der den Transformator im Ernstfall sofort abschaltet.

Buchholz-Relais baut EMB seit mehr als 60 Jahren. Zu DDR-Zeiten war der damalige Kombinatsbetrieb alleiniger Produzent von Buchholz-Relais im sozialistischen Wirtschaftsraum RGW.

Heute ist das Unternehmen mit seinen 75 Mitarbeitern nicht nur der einzige deutsche Hersteller dieser Schutzgeräte, sondern vor zwei italienischen Wettbewerbern auch Weltmarktführer. 25000 Relais werden jährlich von Barleben aus über den ganzen Globus geschickt. Fast die gesamte Produktion geht in den Export, in mehr als 60 Länder der Welt.

Größter Kunde von EMB ist mittlerweile China. "Wir haben seit 15 Jahren Geschäftsbeziehungen nach China und diese stetig ausgebaut", erklärte Olbricht. Bis zu vier Mal im Jahr besuche man dort gezielt Messen und Unternehmen, nennt er ein Beispiel, wie EMB Kontakte pflege und neue aufbaue.

Zudem sei in Asien "Qualität made in Germany" ein wichtiges Kaufargument, sagte Olbricht, der auch Präsident der Industrie- und Handelskammer Magdeburg ist. EMB könne beispielsweise garantieren, dass seine Relais wartungsfrei über 25 Jahre hinweg ihren Dienst verrichten.

Handel wird auf Euro-Basis abgewickelt

Zu den Kunden der Barleber im Reich der Mitte gehören unter anderem Staatskonzerne und Gemeinschaftsunternehmen von chinesischen und westlichen Partnern wie Siemens oder ABB. Geordert werden die per Flugzeug oder Schiff auf den Weg gebrachten Relais beispielsweise von Transformatoren-, Lokomotiv- und Kraftwerksbauern. Den Zahlungsverkehr wickele EMB auf Euro-Basis ab. "Dessen Stabilität macht uns von Währungsschwankungen unabhängig", sagte Olbricht mit Blick auf den volatilen US-Dollar. Dies handhabe man übrigens mit Kunden in den USA nicht anders.

Mit der Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr zeigt sich Olbricht "recht zufrieden". Das Unternehmen, das im kommenden Jahr den 20. Nachwendegeburtstag feiert, sei "gut ausgelastet".

In bestimmten Bereichen wie der mechanischen Fertigung würde in bis zu drei Schichten gearbeitet. Auch den kommenden Monaten könne man optimistisch entgegensehen, meinte Olbricht. Unter anderem wolle EMB seine Produktpalette erweitern.

Mit einer Firma aus Greifswald habe man sogenannte Nachhermetisierungsboxen entwickelt. Diese sollen verhindern, dass Sauerstoff in die Transformatoren gelangt und diesen über bestimmte chemische Prozesse von innen heraus zerstört.

Das neue Produkt könne die Lebensdauer von Transformatoren um zehn auf 60 Jahre verlängern.