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Aus Sachsen-Anhalt fahren 100 Beschäftigte des Energieversorgers nach Niedersachsen E.ON-Warnstreik: Verdi spielt mit den Muskeln

15.01.2013, 01:28

Wegen stockender Tarifverhandlungen sind gestern Mitarbeiter des Energiekonzerns E.ON in mehreren Bundesländern in einen Warnstreik getreten. Aus Sachsen-Anhalt fuhren 100 Beschäftigte zum Arbeitskampf ins niedersächsische Wunstorf.

Magdeburg/Wunstorf (st/dpa) l Die Gewerkschaften lassen im neuen Jahr die Muskeln spielen: Verdi und IG BCE hatten die rund 30000 Beschäftigten der Unternehmen des E.ON-Konzerns vor der heutigen dritten Runde der Tarifverhandlungen in Hannover gestern zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen - erstmals seit 2008. Die Arbeitnehmer-Vertreter wollen mit dem Warnschuss wieder Bewegung in die vor Weihnachten ins Stocken geratenen Gespräche bringen.

Die Gewerkschaften fordern für die Beschäftigten 6,5 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, außerdem die Übernahme aller Auszubildenden für mindestens ein Jahr und unbefristete Arbeitsplätze für 250 Azubis. Die Arbeitgeberseite hatte Mitte Dezember lediglich eine Gehaltserhöhung von 1,1 Prozent für zwölf Monate angeboten. "Unzumutbar" nannte Immo Schlepper, Mitglied der Verhandlungskommission, dieses Angebot. Die E.ON-Beschäftigten würden einen Reallohnverlust nicht akzeptieren.

Die Große Tarifkommission hatte deshalb einstimmig für eine Arbeitsniederlegung gestimmt, und so gingen gestern bundesweit 7300 E.ON-Mitarbeiter auf die Barrikaden - 1300 allein in Niedersachsen. Ins niedersächsische Wunstorf, wo sich laut Verdi rund 800 Protestierende versammelten, fuhren auch rund 100 E.ON-Beschäftigte aus Sachsen-Anhalt.

Busse brachten die Kollegen aus den Standorten Oschersleben, Salzwedel und Stendal sowie der E.ON Avacon-Akademie in Krottorf (Landkreis Börde) gestern Morgen nach Wunstorf, wo sie ab 10 Uhr vier Stunden lang für mehr Geld auf die Straße gingen. In Sachsen-Anhalt selbst habe es keine Warnstreiks gegeben, die Energieversorgung sei trotz der fehlenden Mitarbeiter gesichert gewesen, betonte eine E.ON-Sprecherin.

Arbeitnehmer drohen mit unbefristeten Streiks

Die Gewerkschaften sind angesichts der heutigen Tarifverhandlungen in Kampfeslaune: "Wenn wir in der dritten Runde zu keiner Einigung kommen und die Arbeitgeber weiterhin blockieren, ist ein unbefristeter Erzwingungsstreik nicht mehr ausgeschlossen", drohte Kommissionsmitglied Immo Schlepper. Unbefristete Streiks hat es in der Energiebranche bislang nicht gegeben.

E.ON seinerseits betonte, man befinde sich in einer "schwierigen wirtschaftlichen Situation", wie vergangene Woche ein Unternehmenssprecher erklärte. Das Tarifergebnis müsse diesen Rahmenbedingungen entsprechen. Der Konzern hatte 2011 erstmals in seiner Geschichte Milliardenverluste gemacht. Für die ersten drei Quartale 2012 hatte E.ON zwar wieder einen deutlich auf gut drei Milliarden Euro gestiegenen Konzernüberschuss vorgelegt. Wegen schwacher Stromnachfrage kassierte der Energieriese aber seine Gewinnprognosen für die kommenden Jahre.

Insgesamt beschäftigen der Energieversorger E.ON Avacon und seine Tochterunternehmen in Sachsen-Anhalt 400 Mitarbeiter an den Standorten Oschersleben, Gardelegen, Stendal, Salzwedel und Krottorf.