Nordzucker-Werk Klein Wanzleben startet Verarbeitung / Anbauerverbands-Chef Linnes: "Es sieht nach einer verdammt guten Ernte aus"
Seit einer knappen Woche werden Zuckerrüben aus dem Ackerboden geholt. Gestern früh Punkt 6 Uhr wurden im Nordzucker-Werk Klein Wanzleben (Börde) die Anlagen hochgefahren. Rund 7000 Tonnen Rüben wurden am Starttag in die Verarbeitung geschickt. Die volle Leistung wollen die Zuckerwerker am Donnerstag erreichen. Im Schnitt werden sie dann täglich 15000 Tonnen Zuckerrüben verarbeiten.
Klein Wanzleben. "Es sieht nach einer verdammt guten Ernte aus", kam Cord Linnes, Geschäftsführer des Zuckerrüben Anbauer Verbandes (ZAV) Magdeburg, gestern ins Schwärmen. Die Zuckerrüben konnten zeitig gedrillt werden, haben aufgrund der Frühjahrstrockenheit tiefe, kräftige Wurzeln entwickelt und konnten in den Sommermonaten von reichlichen Niederschlägen profitieren.
Auch auf den leichten Böden konnten die Rüben ordentlich wachsen. So werden im Verlauf der Erntesaison Erträge von 50 bis 70 Tonnen Rüben pro Hektar erwartet. An die 60 Tonnen könnten es in diesem Jahr auch in der Altmark werden.
Bei der Zuckerausbeute peilt Nordzucker im Durchschnitt 12 Tonnen pro Hektar an. "Das liegt deutlich über dem Ergebnis der vergangenen fünf Jahre", sagte Axel Schönecker, Rübenbüro-Chef im Werk Klein Wanzleben. Aber abgerechnet werde erst zum Schluss. Schönecker und Linnes hoffen für die nächsten Wochen auf sonniges Wetter, damit die Rüben noch ordentlich Zucker einlagern und möglichst trocken gerodet werden können.
Sauber geerntete Rüben verringern den Aufwand bei Transport und Verarbeitung und können länger verlustarm gelagert werden. Schlammige Rüben frieren bei Minusgraden schneller durch und tauen bei Plusgraden schneller auf. Gestern mussten sich manche Roder durch schlammigen Boden kämpfen. "Wir hatten in der Nacht zum Montag Niederschläge von 3 bis 65 Litern pro Quadratmeter", so Schönecker. Einige Schläge bei Burg und Großalsleben hatten die volle Ladung abbekommen. "Da ging zum Teil nichts mehr", berichtete Schönecker. "Im Moment läuft aber alles wieder." Für solche Stopps ist die Zuckerfabrik gerüstet. Im Rübenbunker liegt ein Vorrat für zwei Tage.
Die ersten Zuckerrüben für die aktuelle Kampagne haben Landwirt Wolter aus Eimersleben, Landwirt Sens aus Wallwitz, Agro Bördegrün Niederndodeleben, die Dehne-Jerchel GbR aus Nordgermersleben und die Agrargenossenschaft Dingelstedt geliefert. Für die frühe Ernte gibt es Zuschläge, weil diese Rüben nicht mehr an Masse und Zucker zulegen können, ebenso für späte Rüben wegen der auftretenden Lagerverluste.
Bis Anfang November sollen die Zuckerrüben komplett gerodet sein. Da die Verarbeitung aber bis zum 19. Januar läuft, früher war Weihnachten Schluss, werden die Rübenmieten an den Feldrändern mit Vliesen geschützt. Sollten die Zuckerrüben dennoch wegen extremer Temperaturschwankungen mit Frost und Tauwetter nach Weihnachten vergammeln, werden die Anbauer von Nordzucker entschädigt. "Das ist bisher noch nicht passiert", sagte Linnes. "Diese Regelung nimmt aber den Landwirten den Druck." Ab Anfang Dezember müssen alle Mieten zugedeckt sein. Diese Dienstleistung übernimmt ebenfalls der Zuckerkonzern.