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Neuer Eigentümer des Magdeburger Helm-Spezialisten will Unternehmen auf Wachstum trimmen Finanzinvestor garantiert für Schuberth

Von Torsten Scheer 09.10.2013, 01:11

Magdeburg l Der Magdeburger Helm-Spezialist Schuberth ist vom Finanzinvestor "Perusa Partners Fund 2" übernommen worden. Dieser sieht die weitere Entwicklung des Unternehmens positiv.

"Wir stellen den Standort nicht in Frage", sagte Hanno Schmidt-Gothan, Geschäftsführer der Perusa-GmbH, im Volksstimme-Gespräch. "Das Investment ist darauf ausgerichtet, das Unternehmen weiterzuentwickeln, dessen Wert zu steigern sowie die gesamte Wertschöpfungskette zu erhalten."

Schuberth, das bis vor wenigen Tagen noch einer US-Investment-Gesellschaft gehört hatte, ist auf die Entwicklung und Produktion von Motorradhelmen und Helmen unter anderem für Feuerwehr, Polizei und Militär spezialisiert. Pro Jahr werden in dem direkt an der Autobahn 2 gelegenen Werk bis zu 950.000 Arbeitsschutz- und 200.000 Motorradhelme produziert. Darüber hinaus stellen die 300 Mitarbeiter Helme für Formel-1-Rennställe wie Ferrari oder Mercedes her. Perusa berät kapitalstarke Fonds im Hinblick auf langfristige Firmenbeteiligungen. Zum Investorenkreis gehören Banken, Pensionskassen und Versicherungen.

Perusa mit Sitz in München beabsichtige, seinen Mehrheitsanteil an Schuberth über einen Zeitraum "von fünf bis zehn Jahren" zu halten, sagte Schmidt-Gothan. Bis dahin wolle man das Unternehmen dauerhaft profitabel aufgestellt haben. "Im Kern geht es dabei um die Steigerung der Produktivität, die Lageroptimierung, die Entwicklung neuer Produkte und die Erschließung neuer Exportmärkte."

Perusa gehe davon aus, dass in einem ersten Schritt Schuberth zum Jahresende bei einem geplanten Umsatz von rund 60 Millionen Euro wieder ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erreichen könne. Dieses Ziel sei in den vergangenen zwei Jahren verfehlt worden.

"Es hat die strategische Richtung gefehlt."

"Der Fonds hat Schuberth in einer für das Unternehmen herausfordernden Situation übernommen", machte Schmidt-Gothan deutlich. "Hier ist außer Geld mehr gefordert", sagte er mit Blick auf ein im Laufe der Zeit entstandenes "Steuerungsvakuum". Der vormalige amerikanische Eigentümer sei rund 7500 Kilometer von Deutschland und Europa als Kernmarkt von Schuberth entfernt beheimatet. "Es hat die strategische Richtung gefehlt." Perusa dagegen werde neben der finanziellen auch unternehmerische Verantwortung übernehmen. "Der Investor kennt sich mit produzierenden Unternehmen aus", betonte Schmidt-Gothan mit Blick auf das von Perusa gemanagte Portfolio unter anderem mit Autozulieferern. Über die finanzielle Höhe des Engagements von Perusa bei Schuberth machte Schmidt-Gothan keine Angaben. "Der Fonds wird jedoch nicht nur die Finanzierung des Unternehmens sicherstellen, sondern mit eigener Expertise Themen umsetzen", hielt er fest.

Der Fokus liege auf den Produktbereichen Motorsport und Industrie. "Hier sind unsere Kernkompetenzen", sagte Schuberth-Geschäftsführer Marcel Lejeune. Im Motorsportbereich, der rund zwei Drittel des Umsatzes ausmacht, setze man auf schnelle Innovationen. Ausbaufähig sei etwa die Integration von Kommunikationstechnik in den Motorradhelm. Vorstellbar sei auch die Fertigung von Schutzhelmen für den Rallye- und Kart-Sport. Zudem wolle man die Exportaktivitäten über den amerikanischen Markt hinaus in Richtung Asien verstärken.

Eine ähnliche Strategie verfolge Schuberth auch mit dem zweiten Produktbereich mit Arbeitsschutz-, Polizei-, Feuerwehr- und Armeehelmen. Gegenwärtig werde ein Großauftrag für die Schweizer Armee abgearbeitet, der bis ins Jahr 2016 läuft. Das finanzielle Volumen bewege sich im jährlich siebenstelligen Bereich. Was die Zukunft des Formel-1-Engagements angeht, sagte Lejeune: "Wir haben Verträge. Es ist nicht geplant, kurzfristig etwas zu ändern."

Für die Belegschaft, so Schmidt-Gothan, würden sich aktuell durch den Eigentümerwechsel keine einschneidenden Veränderungen ergeben. Zwar gebe es einen gewissen Restrukturierungsbedarf im Unternehmen, aber ein eigener finanzieller Beitrag von den Beschäftigten werde nicht erwartet: "Es ist weder notwendig noch zielführend, auf Entgelt zu verzichten."