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Hersteller von Biokraftstoff drängen auf schnelle Ausweitung der Produktion und bekommen staatliche Schützenhilfe Für Amerikaner ist Ethanol im Benzin längst normal

04.12.2012, 01:21

Orlando (dpa) l Während in Deutschland noch über die Schädlichkeit des Biosprits E10 für Motoren und Menschheit gestritten wird, sind die US-Amerikaner schon einen Schritt weiter: Sie streiten über E15. Denn zehn Prozent Ethanol im Benzin sind in den Vereinigten Staaten längst Standard.

Für die US-Amerikaner muss die Diskussion in Deutschland um die Spritsorte E10 bizarr anmuten. Sie tanken längst Benzin mit einer zehnprozentigen Beimischung von Ethanol und fahren gut damit. Nun soll nach dem Willen der Regierung allerdings E15 die Autos antreiben. An dieser Stelle ähneln sich Alte und Neue Welt wieder: Der größte Automobilclub des Landes warnt eindringlich vor der neuen Spritsorte.

Nur 12 Millionen der 240 Millionen Autos auf der Straße seien für das neue Gemisch freigegeben, erklärte der AAA am Freitag. Weil die Autofahrer jedoch unzureichend aufgeklärt seien, könnten sie den Sprit versehentlich tanken und damit kräftig Probleme bekommen, fürchtet der Club und beschreibt ein Horrorszenario für Autobesitzer: Der Motor könnte schneller verschleißen und am Ende ausfallen, Tank und Spritzufuhr könnten angegriffen werden und die Motorwarnanzeige könnte des Öfteren fälschlicherweise aufleuchten.

"Millionen Amerikaner kennen sich mit E15 nicht aus", sagte AAA-Präsident Robert Darbelnet. Er drängte die Regierung öffentlich, das Okay für die Spritsorte zurückzunehmen. Und sein Wort hat Gewicht: Immerhin hat der AAA mehr als 53 Millionen Mitglieder. Zum Vergleich: Beim ADAC als größtem europäischen Automobilclub sind es gut 18 Millionen. Der Verkauf von E15 läuft in den USA erst seit einigen Monaten und das Gemisch ist laut AAA bislang auch nur an einer Handvoll Tankstellen zu haben. Das liegt nach Angaben des Händlerverbandes NACS genau an der Unsicherheit der Kundschaft.

Doch die Hersteller von Ethanol drängen auf eine schnelle Ausweitung von E15 und bekommen dabei Schützenhilfe aus Washington. Nach Angaben der US-Umweltbehörde EPA können alle Autos ab dem Modelljahr 2001 den Sprit problemlos tanken. Auffällig ist, dass in den USA ein Punkt beinahe ausgeklammert wird, der in Deutschland und anderswo in Europa zuletzt die politische Diskussion über E10 bestimmte: Dass der Treibstoff die Nahrungsmittelknappheit in der Welt noch verschlimmern könnte.

Denn Ethanol wird aus Pflanzen gewonnen, etwa aus Weizen, Roggen, Mais, Raps oder Zuckerrüben. Die EU rudert deshalb bei ihren einst hochtrabenden Biosprit-Plänen schon zurück. In den USA dürfte diese Diskussion gerade erst begonnen haben.