LSG Sky Food liefert Festtagsmenüs für 26 Fluggesellschaften: Tiefgekühlt auf Porzellantellern Gänsebraten, Rotkohl und Klöße werden am Fließband für den Jetset produziert
Gänsefleisch mit Apfelrotkohl und zwei kleinen Kartoffelklößen - bis Weihnachten werden 120000 Portionen an Flughäfen geliefert.
Alzey (dapd) l Ein Zischen durchschneidet alle paar Sekunden den ohnehin beachtlichen Lärmpegel in der Großküche: Mit Druckluft portioniert eine Maschine einen immer exakt gleich großen Klecks Apfelrotkohl auf Porzellanteller, die auf dem Fließband vorbeifahren.
Mit flinken Händen werden dann Gänsefleisch und zwei kleine Klöße dazugelegt. Eine weitere Maschine garniert das Essen mit Bratensoße - fertig ist das Festtagsmenü für Fluggäste mit gehobenen Ansprüchen. Bei LSG Sky Food in Alzey werden bis Weihnachten 120000 dieser Essen gefertigt.
Die Gerichte werden tiefgekühlt an die Flughäfen ausgeliefert und erst im Flugzeug in speziellen Öfen wieder aufgetaut. Direkt nach der Portionierung legen die Porzellanteller deshalb auf dem Band fast einen Kilometer im sogenannten Wendelfroster, einer riesigen Tiefkühlanlage, zurück. Dann werden die Portionen in Kartons verpackt und schließlich auf Lastwagen geladen. 24 tiefgefrorene Essen pro Minute kommen aus der Anlage.
Knapp 400 Mitarbeiter bereiten im Industriegebiet von Alzey bei LSG Sky Food - einer Tochter der zur Lufthansa gehörenden LSG-Sky-Chefs-Unternehmensgruppe - jede Woche zwischen 500000 und eine Million Essen zu. 26 verschiedene Fluggesellschaften werden beliefert. Die Hochsaison ist hier der Sommer, wenn die Verpflegung für Millionen von Touristen hergestellt wird. Doch auch jetzt, in den Wochen vor Weihnachten, herrscht reger Betrieb.
Mehr als 8000 deutsche Hafermastgänse werden in Schüben angeliefert - rund 40 Tonnen. "Eine Lagerhaltung haben wir kaum. Denn alles wird von den Zulieferern genau dann zu uns gebracht, wenn es verarbeitet werden soll", erklärt Geschäftsführer Alexander Thies. Barcodes auf jeder Lieferung verraten den Computern der LSG-Mitarbeiter, was genau in jedem angelieferten Fass, Karton oder Eimer steckt.
"In der Kabinenluft in 10000 Metern Höhe ist das Geschmacksempfinden schwächer. Darum werden die Gerichte bei uns stärker gewürzt."
LSG-Koch Alois Strobl
Schon die Mengen für einen Durchlauf am Fließband sind enorm. Ein Rezept für Rahmspinat enthält dabei dann etwa 40 Kilogramm Butter und 415 Liter Sahne. Koriander und andere Gewürze stehen in Stapeln von Zwei-Kilo-Eimern parat. Diese Mengen braucht es auch, wie LSG-Koch Alois Strobl verrät: "In der Kabinenluft in 10000 Metern Höhe ist das Geschmacksempfinden schwächer. Darum werden die Gerichte bei uns stärker gewürzt."
Bei allen Gerichten werde zudem streng darauf geachtet, dass alle Portionen gleich groß sind und auch gleich aussehen. So soll Futterneid unter den Passagieren vermieden werden. Die klassische Frage "Brust oder Keule?" bei der fliegenden Weihnachtsgans stellt sich nicht: Jeder der Fluggäste in Business und First Class bekommt je ein Stück von der Brust und von der Keule, ganz ohne störende Knochen, erklärt Strobl.
Doch plötzlich steht das Band in Alzey still, die überwiegend weiblichen Fließbandarbeiter müssen innehalten. Über den Lärm hinweg rufend, erkundigt sich Strobl nach dem Problem. An einer Maschine hat es gehakt, Arbeiter hantieren an dem Portionierer. Nach etwa zwei Minuten läuft das Band wieder an, die Arbeiter drapieren wieder Fleisch und Klöße auf dem Teller. 24 Mal in der Minute.