Außenwirtschaftspreis 2010 Handwerk ehrt Uhrmacher Dirk Dornblüth aus Kalbe
Fünf kleine Unternehmen hatten es ins Finale geschafft – vier davon mit weniger als zehn Mitarbeitern. Ein Uhrmacher aus dem altmärkischen Kalbe/Milde machte das Rennen und bekam gestern in Magdeburg den Außenwirtschaftspreis 2010: D. Dornblüth & Sohn fertigt Luxus-Uhren für Kunden aus aller Welt.
Magdeburg. Im Berufsbildungszentrum des Handwerks wurde Uhrmacher Dirk Dornblüth gestern vom Präsidenten der Handwerkskammer Magdeburg, Werner Vesterling, und von Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) geehrt. Das kleine Unternehmen in der Altmark fertigt in Handarbeit Uhren ab etwa 3000 Euro aufwärts und muss den Vergleich mit Schweizer Uhrenherstellern oder Glashütte nicht scheuen. Intensive Auslandskontakte bestehen zu China, den USA und Südkorea.
Den Außenhandelspreis 2010 vergaben Handwerkskammer, Ingenieurkammer, Architektenkammer und der Landesverband Großhandel-Außenhandel-Dienstleitungen Sachsen-Anhalt (LVGA) gemeinsam. Sie wollen damit kleine Firmen ermutigen, ihre Chancen auf Auslandsmärkten zu nutzen. Dornblüth wird zur nächsten Unternehmerreise in die Altai-Region im Süden Sibiriens eingeladen, auf Kosten der Veranstalter. In dem Gebiet zwischen Russland, Kasachstan und der Mongolei leben viele ehemalige Wolgadeutsche. Nach Deutschland besteht eine starke Bindung.
Vertreter der Magdeburger Handwerkskammer und der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt waren bereits im Juni mit Unternehmern in den Altai gereist. Sie hatten mit der dortigen Verwaltung Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausgelotet. Absichtserklärungen wurden unterzeichnet und Projekte auf den Weg gebracht.
Mit einer Delegation aus dem Deutsch Nationalen Landkreis der Region Altai mit Landrat Fjodor Ekkert wurden gestern auf dem Außenwirtschaftstag weitere Projekte besprochen und Vereinbarungen unterzeichnet. Konkrete Formen nimmt ein Modellprojekt mit der Wohnungssiedlungsgesellschaft des Deutsch Nationalen Landkreises zur Trinkwasseraufbereitung und zur energetischen Sanierung für ein Mehrfamilienhaus an. Im Mai 2011 soll mit den ersten Bauarbeiten begonnen werden, im Herbst sollen die Ergebnisse zu sehen sein.
Die dünne Besiedelung erfordere dezentrale Lösungen für die Ver- und Entsorgung, sagte Ingenieurkammer-Präsident Jörg Herrmann. In Sachsen-Anhalt gebe es entsprechendes Know-how. Bei der Versorgung mit Strom und Wärme werde an den Einsatz von Biomasse und an dezentrale Blockheizkraftwerke gedacht. Auch bei der energetischen Gebäudesanierung könnten Ingenieure und Handwerker auf einen reichen Erfahrungsschatz verweisen, so Herrmann. Allerdings seien die Bedingungen in Sibirien eine Herausforderung. "Im Winter rutschen die Temperaturen auf minus 40 Grad Celsius, im Sommer haben wir dort 40 Grad plus." Wie dick die Dämmschichten an den Häusern ausfallen müssten und welche Werkstoffe am besten geeignet seien, müsse sich erst noch zeigen.
"Die Gegend ist dünn besiedelt, da wird keine Gasleitung zu den Häusern verlegt. Die Kosten fürs Heizen sind sehr hoch", machte Fjodor Ekkert eine Lösung des Problems dringlich. Ein weiteres Anliegen des Landrats ist die Berufsausbildung in Deutschland. "Wir sind beeindruckt von der dualen Ausbildung", sagte Ekkert. "Die Ausbildung guter Fachleute ist eine Schlüsselfrage." Mit mehreren Berufsschulen wurde eine Zusammenarbeit zur Lehrplan- gestaltung und zum Lehr- lingsaustausch vereinbart. Im November erwartet die Handwerkskammer eine Altai-Delegation mit dem Schwerpunkt Bildungswesen in Magdeburg.
Vesterling und Herrmann hoben die Kooperation von Handwerk und Ingenieuren hervor, die vor einem Jahr mit einer entsprechenden Vereinbarung besiegelt worden war. Es seien zunehmend schlüsselfertige Lösungen von der Planung bis zur Umsetzung gefragt, das gehe hier Hand in Hand. "Diese Kooperation ist eine Erfolgsgeschichte", sagte Handwerkskammer-Präsident Vesterling.
Auch bei der Erhöhung der Effizienz im Ackerbau wollen die Sachsen-Anhalter der Altai-Region helfen. Im Winter fällt viel Schnee, aber im Sommer gibt es wenig Niederschlag. Für reichere Ernten müsste gedüngt werden, doch erst mit Hilfe von Wasser werden die Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar. Bewässerungssysteme sollen entwickelt werden.