Anlage kann 9400 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen In Köthen ist eines der größten Solarkraftwerke der Welt am Netz
Auf dem ehemaligen Militärflugplatz in Köthen ist gestern ein Solarpark mit einer Leistung von 45 Megawatt in Betrieb genommen worden. Nach Angaben der Deutschen Eco AG aus Frankfurt am Main handelt es sich um eines der weltweit größten Photovoltaik-Projekte. Investiert wurden 100 Millionen Euro.
Köthen (dapd). Die Anlage hat den Angaben zufolge eine Größe von 116 Hektar, was etwa der Größe von 162 Fußballfeldern entspricht. Sie sei in der Lage, rund 9400 Vier-Personen-Haushalte mit Strom zu versorgen und trage jährlich zur Vermeidung von 25000 Tonnen Kohlendioxid bei. Die Anlagen wurden den Angaben zufolge seit dem vierten Quartal 2010 in Teilabschnitten an das Stromnetz der Envia Verteilnetz GmbH angeschlossen.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte: "Dieses Projekt ist Zukunft pur." Sachsen-Anhalt habe schon frühzeitig auf erneuerbare Energien gesetzt und decke bereits heute 35 Prozent seines Strombedarfs aus regenerativen Energien. Damit zähle Sachsen-Anhalt deutschlandweit zu den Vorreitern einer zukunftsorientierten Energiegewinnung. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix werde weiter steigen. Trotzdem werde es auch in Zukunft Braunkohlestrom- und Gastromerzeugung geben.
Köthens Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander (SPD) lobte die saubere und ökologische Stromerzeugung auf dem ehemaligen Militärgelände. Rein rechnerisch produziere die Anlage genügend Strom, um ganz Köthen zu versorgen. Eine Anzeigentafel auf dem Köthener Bahnhofsvorplatz soll künftig über die erwirtschafteten Kilowattstunden und die Kohlendioxid-Einsparung durch den Solarpark informieren.
Unterdessen hat zum Abschluss des Solarweltkongresses in Kassel Kongresspräsident Klaus Vajen gestern mehr staatliche und private Investitionen für die Energiewende gefordert. Die Tagung habe gezeigt, dass eine Kombination aus Wind- und Sonnenenergie in vielen Ländern der Erde die Energieversorgung zuverlässig sicherstellen könne – in Zukunft, aber auch schon heute. Viele neue Technologien hätten Marktreife erlangt, sagte der Wissenschaftler der Universität Kassel.
So gebe es enorme Fortschritte bei der regenerativen Erzeugung von Prozesswärme und Dampf für die Industrie, berichtete Vajen. In Europa, Indien und China seien inzwischen Solarthermieanlagen mit einer Kollektorfläche von tausend Quadratmetern in Betrieb. Auch die Entwicklung von solar betriebenen Kühl- und Klimaanlagen verlaufe trotz mancher "Kinderkrankheiten" äußerst vielversprechend. "Angesichts des weltweit wachsenden Energiebedarfs für Klimatisierung und Kühlung ist die erfolgreiche Etablierung solarer Kühlsysteme ein nicht zu unterschätzender Beitrag zum Klimaschutz, sagte der wissenschaftliche Leiter der Tagung.
Dank neuer Solarmodule zur Strom- und Wärmeproduktion und Fortschritten bei der Energieeffizienz werde es zudem bereits in wenigen Jahren möglich sein, auch große Verwaltungsgebäude vollständig mit selbst erzeugter regenerativer Energie zu versorgen. Die Disziplinen Haustechnik, Bauphysik und Architektur wüchsen immer stärker zusammen. Zu dem fünftägigen Solarweltkongress waren 700 Teilnehmer aus 66 Ländern nach Kassel gereist.