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Die Metallbau-Meisterinnen aus Gardelegen sind deutschlandweit im Einsatz Individuelle und kreative Ideen aus Stahl

Von Anja Schuberth 18.09.2012, 03:19

Obwohl Frauen heutzutage alle beruflichen Türen offen stehen, ergreifen viele junge Mädchen einen typisch weiblichen Beruf. Jedoch nicht alle! Wir stellen Frauen vor, die sich in männerdominierten Handwerksberufen behaupten.

Gardelegen l Die Firma der Unternehmer-Schwestern Kathrin und Kristin Schulze befindet sich in einem beschaulichen Örtchen, doch die Aufträge kommen von überall her. In Hamburg, Berlin und sogar Nizza haben die tüchtigen Frauen schon gearbeitet. Denn ihre Firma "Schlosserei Metallbau Wilhelm Schulze und Töchter", welche die beiden vor fünf Jahren von ihrem Vater übernommen haben, ist mittlerweile landesweit bekannt. Vor einigen Tagen wurden die Metallbau-Schwestern mit dem Unternehmerinnenpreis ausgezeichnet.

"Man muss Mut haben und sich durchschlagen"

Kathrin und Kristin Schulze führen einen Familienbetrieb mit zehn Angestellten. "1980 hat unser Vater den Betrieb gegründet", erzählt Kathrin Schulze. Sie selbst habe ihrem Vater schon 13 Jahre vor der Übergabe im Betrieb geholfen. Eigentlich habe sie Stahl-Groß- und -Außenhandel in Braunschweig gelernt und habe studieren wollen. "In der Zwischenzeit fragte mich mein Vater jedoch, ob ich ihm helfen könne, bis ich etwas Festes hätte", erklärt sie. Und dann sei es dabei geblieben. Ihre Schwester Kristin entschloss sich dagegen direkt für den Metallbau. "2004 habe ich meine Metallbau-Lehre abgeschlossen und habe anschließend meinen Techniker und Meister gemacht", erzählt sie.

Als 2006 der Vater der Schulze-Schwestern verstarb, entschlossen sich die jungen Frauen, sein Werk weiterzuführen. "Die Metallbranche ist einfach toll", schwärmt Kristin Schulze. "Man hat so viele Möglichkeiten." Kathrin Schulze sagt: "Man kann so kreativ sein und muss sich jeden Tag neuen Herausforderungen stellen." Der Alltag sei sehr abwechslungsreich. "Wir sitzen nicht nur im Büro, sondern fahren auch auf Baustellen oder arbeiten in der Werkstatt", erzählen sie.

Jedoch betonen die Schulzes, dass man sich als Frau in dieser Branche durchsetzen müsse. "Gerade wenn man auf eine neue Baustelle kommt, sieht man den Männern oft an, dass sie denken: Was will die denn hier?", erzählt Kristin.

Eine Lehrstelle zu bekommen sei ebenfalls schwierig gewesen. "Ich wollte eigentlich in einem anderen Betrieb lernen, jedoch habe ich als Frau nicht einmal über Kontakte eine Stelle bekommen." Sie selbst haben auch mal ein Mädchen als Lehrling eingestellt. "Sie hat nicht zu Ende gelernt."

Man müsse sich bewusst machen, dass man sich als Frau in der Ausbildung mehr durchsetzen und sich doppelt anstrengen und beweisen müsse, erklärt Kristin Schulze. Auch mit einem harten Arbeitsalltag müsse man zurechtkommen. "Wir fangen morgens zwischen sechs und sieben Uhr an, fahren regelmäßig auf die Baustellen zur Baubesprechung." Kathrin übernehme meist die Abrechnung und Kalkulation, Kristin die Bauzeichnungen und die Koordination auf den Baustellen.

"Doch wenn es sein muss, machen wir beide alles. Man muss Mut haben und sich durchschlagen!", sagen die taffen Schwestern.