Medizin Kampf gegen Infektionen: Ein Wunderpflaster aus Sachsen-Anhalt für Diabetiker
Sachsen-Anhalt hat bundesweit die meisten Diabetiker. Die Betroffenen kämpfen häufig mit schmerzhaften Wunden. Neue Materialien, die Forscher aus Halle entwickelt haben, könnten deren Behandlung vereinfachen.

Halle - In Sachsen-Anhalt gibt es bundesweit den höchsten Anteil an Diabetes-Kranken. Laut AOK Sachsen-Anhalt liegt dieser Anteil bei 12,9 Prozent, bundesweit sind es 8,6 Prozent. Von insgesamt 288.000 Sachsen-Anhaltern mit Typ 2-Diabetes sind mehr als die Hälfte über 70 Jahre alt. Viele Betroffene kämpfen mit den durch die Krankheit verursachten Wunden und deren Behandlung.
Gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Skinomics GmbH hat das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS ein neues Wundpflaster entwickelt. "Im Vergleich zur bisherigen Wundversorgung verspricht es eine höhere Effektivität im Kampf gegen Infektionen", heißt es vom Projektteam.
Das innovative Pflaster soll unter anderem für die Behandung von komplexen Wunderkrankungen, wie ´"Ulcus Cruris", im Volksmund "offenes Bein" genannt, zum Einsatz kommen. Auch bei Diabetikern, die unter schmerzhaften diabetischen Wunden leiden, soll es angewendet werden. Die neuen Auflagen sollen kostengünstiger sein und die Arbeit des medizinischen Personals vereinfachen.
Innovative Wundauflagen aus Tropoelastin
Zudem wächst die Kritik der Bevölkerung gegenüber Medizinprodukten tierischer Herkunft. Genau dort setzen die Forscher an. Das Wissenschaftlerteam aus Halle hat nun Materialien aus humanem Tropoelastin entwickelt. Laut Frauenhofer IWWS vereint ihr Wundauflagen-Material biologische Verträglichkeit, Haltbarkeit, biologische Abbaubarkeit und günstige mechanische Eigenschaften, die denen der Haut ähneln.

Abschluss des Projektes am Ende dieses Jahres
"Elastin ist chemisch und enzymatisch äußerst stabil, biokompatibel und erzeugt bei der Anwendung als Biomaterial bei Menschen keine immunologischen Abstoßungen. Daher wollen wir auf Basis des humanen Tropoelastins neue und innovative Lösungen für die Behandlung komplexer Wunden schaffen", heißt es laut Dr. Christian Schmelzer, Leiter des Geschäftsfeldes Biologische und makromolekulare Materialien am Fraunhofer IMWS.
Das Frauenhofer IMWS verarbeitet den modifizierten Tropoelastin von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die mit den neuen Verfahren hergestellten Materialien werden dann durch die Skinomics GmbH hinsichtlich ihrer Hautverträglichkeit untersucht. Laut dem Projektteam gibt es bereits vielversprechende Ergebnisse.
Zum Abschluss des Projektes, gegen Ende dieses Jahres, sollen Schutzrechtsanmeldungen als Grundlage für eine anschließende Produktentwicklungsphase für zertifizierte Medizinprodukte erfolgen.