Erste Podiumsdiskussion mit dem Chef des Großunternehmens Deutsche Wohnen AG Magdeburger Immobiliengespräch soll Plattform für Branche und Politik werden
Eine Plattform für die Immobilienbranche zu schaffen, wird auch in Sachsen-Anhalt aller- höchste Zeit, dachten sich die Initiatoren des Magdeburger Immobiliengesprächs. Politiker und Unternehmer suchen den Austausch, um gemeinsam zu handeln.
Magdeburg l Exklusiv startet der erste Immobilienstammtisch am Donnerstagabend im Maritimhotel mit der Deutschen Wohnen Management, die mit der Übernahme von 2100 Wohnungen für 1,2 Millionen Euro derzeit Schlagzeilen macht. Ihr Geschäftsführer Lars Dormeyer saß auf dem Podium zusammen mit Thomas Webel (CDU), Landesminister für Landesentwicklung und Verkehr, Manfred Maas, dem Geschäftsführer der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, sowie Rainer Nitsche als Beigeordneter für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit der Stadt Magdeburg.
Bewogen zum Kauf der 2100 Mietwohnungen vom Unternehmen Pirelli hat das größte Immobilienunternehmen Deutschlands vor allem, dass die Wohnungen in Sudenburg und Cracau ins Portfolio passten. "Wir haben das ganze Paket erworben", sagt Dormeyer. Zum Paket gehören insgesamt 9000 Wohnungen im Raum Hannover, Magdeburg und Braunschweig. 50000 Wohnungen besitzt der Immobilienriese bereits.
"Wir werden hier definitiv Arbeitsplätze schaffen", kündigt Dormeyer an. Neben der bestehenden Zentrale in Berlin sollen in Magdeburg neue Servicepunkte als Ansprechpartner für die Mieter entstehen. Für die Bewohner ändere sich nichts, die bestehenden Verträge laufen weiter.
Umbauten oder Renovierungen sind auch nicht geplant. "Wir brauchen nicht zu investieren, weil die Wohnungen bereits alle saniert sind", betonte Dormeyer. Relativ beständige Mieteinnahmen und ein Leerstand von nur drei Prozent beim Magdeburger ¿Wohnungspaket\' waren weitere Kaufargumente.
Ein Leerstand von drei Prozent wäre ein Traum für die Immobilienbranche Sachsen-Anhalts, denn diese gelten nur für die Wohnungen, die in zwei Wochen den Besitzer wechseln werden. Nach einer großen Abrissphase stehen in Sachsen-Anhalt 150000 Wohnungen leer, im Jahr 2030 könnten es 300000 sein.
Dieses Problem treibt Politik und Wirtschaft gleichermaßen um. "Wir werden weiter mit Rückbau arbeiten müssen", kommt Webel nicht umhin zu sagen. Was Versorgung, Wohnangebot und Nahverkehr angehe, sei ihm weniger um die Städte als um den ländlichen Bereich sehr "bange".
Hinzu kommen neue Herausforderungen für Energieeinsparung und -effizienz, die das Klimaschutzprogramm des Bundes ab 2020 vorschreibt. Da vom Bund ab 2019 keine Zahlungen mehr aus dem Solidarpakt zu erwarten seien, hat die Investitionsbank den Darlehensfonds "Sachsen-Anhalt Modern" mit 141 Millionen Euro eingerichtet, um energetische und altersgerechte Wohnraummodernisierung zu fördern, erklären Webel und Investitionsbankchef Maas die aktuellsten Entwicklungen. Es laufen in mehreren Kommunen Sachsen-Anhalts Pilotprojekte, wo eine entsprechende energieeffiziente Sanierung des Wohnraums umgesetzt wurde.
Letztendlich seien die Probleme der Immobilienbranche dem demografischen Wandel und dem Weggang junger Leute geschuldet, worauf die Stadt Magdeburg mit verschiedensten Maßnahmen zu antworten versucht: Internationale Unternehmen nach Magdeburg holen, die enge Verknüpfungen von Wirtschaft und Forschung anpreisen, Studierende von außerhalb zum Hierbleiben bewegen, Abwanderer zurückholen, das kulturelle Angebot ausbauen, nennt Stadtbeigeordneter Rainer Nitsche die Konzepte. "Aber noch wichtiger ist es, hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen."
Beim nächsten Immobiliengespräch im Herbst wird zum weiteren gemeinsamen Brainstorming von Politik und Immobilienbranche gebeten. Es wird veranstaltet vom Unternehmen W R Immocom.