Die Gründe: Geburtenschwache Jahrgänge, Mehrfachbewerbungen und mangelnde schulische Leistungen Mehr als 2200 Lehrstellen in Sachsen-Anhalt unbesetzt
Halle (dapd) l Rund 2200 Lehrstellen sind in Sachsen-Anhalt unbesetzt. Im Vergleich zu 2010 sind das nach Angaben der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt/Thüringen der Agentur für Arbeit rund 600 Ausbildungsplätze mehr.
Vor allem künftige Verkäufer, Köche, Kaufleute und Restaurantfacharbeiter sowie Hotelfachleute werden gesucht. Fast jeder zweite Unternehmer im Kammerbezirk der IHK Halle-Dessau konnte 2011 nicht alle angebotenen Lehrstellen besetzen. Seit 2008 habe sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage weiter geöffnet und scheine jetzt einen vorläufigen Tiefpunkt erreicht zu haben, sagte IHK-Geschäftsführerin Simone Danek.
Mit aktuell 14000 Schulabgängern im Vergleich zu 35000 im Jahr 2005 in Sachsen-Anhalt wirkten sich die geburtenschwachen Zeiten der Nachwende jetzt deutlich aus. Sie rechnet in den kommenden Jahren mit einem leichten Zuwachs und einer Stabilisierung auf diesem Niveau.
Gegenwärtig sieht die Geschäftsführerin für "Nachzügler" kaum noch Chancen auf einen Einstieg in eine reguläre Berufsausbildung. Die Nachvermittlung sei im Wesentlichen abgeschlossen. Sie beklagte, dass sich bis zu einem Drittel der Jugendlichen in mehr als einem Betrieb bewerben und bei Zusagen mehrere Verträge abschlössen, ohne die alten zu kündigen. Damit würden freie Lehrstellen unnötig blockiert. Das erschwere die Vermittlung.
Als einen Grund für unbesetzte Lehrstellen sieht Danek mangelnde schulische Leistungen und fehlende soziale Kompetenzen. "In Dienstleistungsbereichen ist Freundlichkeit und Kommunikationsfähigkeit unverzichtbar. Alle Betriebe erwarten zudem Pünktlichkeit und Ordnung von ihren künftigen Mitarbeitern", sagte sie. Instrumente für eine "Nachsorge" bei mangelnden Leistungen der Mädchen und Jungen gebe es. Bei der Einstiegsqualifizierung könnten praxisbegleitend Wissenslücken geschlossen werden.