1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Regionale Wirtschaft
  6. >
  7. Erneuerbare Energie: Sachsen-Anhalt soll zum „Wasserstoffland“ werden

Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt soll zum „Wasserstoffland“ werden

Drei Viertel seines Bedarfs an grünem Wasserstoff kann Sachsen-Anhalt laut einer Studie selbst erzeugen und somit 27.000 Stellen schaffen. Damit das gelingt, stellt das Land jetzt Forderungen an den Bund.

Von Robert Gruhne 12.04.2024, 12:55
Die Linde AG produziert in Leuna Wasserstoff.
Die Linde AG produziert in Leuna Wasserstoff. Foto: Imago/Imagebroker

Magdeburg/Berlin - Sachsen-Anhalt soll bei grünem Wasserstoff Vorreiter sein, fordert Landesenergieminister Armin Willingmann (SPD). „Wasserstoff ist der Gamechanger der Energiewende“, sagte der Politiker beim Wasserstoff-Forum Ost in Berlin.

Sachsen-Anhalt habe beste Voraussetzungen für grünen Wasserstoff. Zum einen habe das Mitteldeutsche Chemiedreieck bereits eine mehr als 100-jährige Tradition der Nutzung von Wasserstoff. Das Gas ist ein wichtiger Grundstoff in der chemischen Industrie. Zum anderen gebe es im Land viel erneuerbare Energien, große Speicher in Salzstöcken und eine Vielzahl an Elektrolyseprojekten. Ab 2025 soll das Land auch ans deutsche Wasserstoff-Kernnetz angeschlossen sein.

Lesen Sie auch: Mit Video: Grüner Wasserstoff könnte für 27.000 Arbeitsplätze in Sachsen-Anhalt sorgen

Wasserstoff: Sachsen-Anhalt hat Forderungen an Bundesregierung

Der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft könne aber nur länderübergreifend gelingen, meinte Willingmann. Deshalb überreichte der Minister einen Forderungskatalog an die Bundesregierung, vertreten durch den Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Michael Kellner (Grüne). Das Papier umfasst folgende Punkte:

Finanzierung: Das Wasserstoff-Kernnetz brauche ein „tragfähiges Finanzierungskonzept“, heißt es. Derzeit bestünden noch Unsicherheiten, die Unternehmen von der Investition abhielten. Das deutsche Wasserstoff-Kernnetz soll in den 2030er Jahren fertig sein und über Nutzerentgelte, also privat, finanziert werden.

Die Kosten von knapp 20 Milliarden Euro will der Bund aber vorstrecken. Sachsen-Anhalt ist unter anderem mit der wichtigen Ost-West-Pipeline zwischen Mitteldeutschem Chemiedreieck, Magdeburg und Salzgitter in Niedersachsen beteiligt.

Verteilnetz: Unklar sind bisher die Rahmenbedingungen, die für das sogenannte Verteilnetz gelten. Damit ist gemeint, wie sich Unternehmen abseits großer Pipelines an das Netz anschließen können. Hier sieht Willingmann Handlungsbedarf.

Speicher: Ebenso fehlt eine Strategie des Bundes für Wasserstoffspeicher. Hier haben laut einer Studie mehrere Kavernenspeicher im Land (Peckensen, Staßfurt, Bernburg, Peißen und Bad Lauchstädt) Potenzial.

Fördergeld für Industrie: Willingmann fordert außerdem Fördergeld für die Industrie, die grünen Wasserstoff nutzen will.

Zertifikatehandel: Zudem solle (möglichst EU-weit) ein Zertifikatehandel zur Nutzung von grünem Wasserstoff in der Industrie eingeführt werden.

„Der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft ist eine Riesenchance für Ostdeutschland“, sagte Staatssekretär Kellner auf dem Wasserstoff-Forum Ost, wo er das Positionspapier aus Sachsen-Anhalt entgegennahm. Der Bund arbeite weiter an den Regularien für Wasserstoff, aber könne nicht alle finanziellen Wünsche erfüllen.

Bedarf an Wasserstoff in Sachsen-Anhalt verdreifacht sich

Eine Studie, die das Land Sachsen-Anhalt in Auftrag gegeben hat, kommt zu dem Schluss, dass sich der Wasserstoffbedarf in Sachsen-Anhalt bis 2045 von zehn auf 30 Terawattstunden steigern könnte. Da sich manche industrielle Prozesse nicht elektrifizieren lassen, könnte Wasserstoff aus erneuerbaren Energien zu einem Schlüsselbaustein werden. Anwendungen finden sich neben der chemischen Industrie zum Beispiel auch in Glas- und Zementwerken oder in der Halbleiterindustrie.

Der Bedarf könne laut Studie zu bis zu drei Viertel im Inland erzeugt werden. Das bedeutet aber auch einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Die mögliche Wertschöpfung betrage 12,5 Milliarden Euro. Inklusive der für die Produktion von Wasserstoff notwendigen erneuerbaren Energien entstünden rund 27.000 Jobs.

Momentan ist grüner Wasserstoff mindestens doppelt so teuer wie Erdgas und grauer – also aus fossilen Brennstoffen hergestellter – Wasserstoff. Die Studie geht davon aus, dass einheimischer grüner Wasserstoff zukünftig wettbewerbsfähig sein kann.