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Verbraucherschützer und Gewerkschafter trauen dem Frieden nicht Schilderwechsel bei Deutschlands Banken

Von Jörn Bender und Volker Danisch 14.07.2010, 08:57

Mönchengladbach (dpa). Deutschlands Bankenmarkt ist in Bewegung. Aktuellster Fall: Die schwedische SEB überlässt ihre Privatkunden der spanischen Santander. Für Kunden und Mitarbeiter soll sich nichts ändern – doch Verbraucherschützer und Gewerkschafter trauen dem Frieden nicht.

Die grünen Dresdner-Banken werden Commerzbank-gelb, die spanische Santander übernimmt die schwedischen SEB-Filialen, die Citibank heißt inzwischen Targobank. An Deutschlands Bankfilialen wird derzeit mächtig geschraubt. Für Kunden und Mitarbeiter sollen Eigentümerwechsel und Markenumbau so geräuschlos wie möglich über die Bühne gehen – das versprechen die Strategen der Banken. Doch Verbraucherschützer und Gewerkschafter schlagen Alarm: Sie befürchten, dass der ohnehin harte Wettbewerb um Privatkunden auch mit unfairen Mitteln geführt wird – und letztlich zulasten von Verbrauchern und Mitarbeitern geht.

"Ausländische Institute versuchen in Deutschland Nischen zu besetzen. Zum Teil sind sie dann auch aggressiver als Wettbewerber", sagt Arno Gottschalk, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Bremen. Die Düsseldorfer Targobank, die seit Dezember 2008 der französischen Crédit Mutuel gehört, wolle mit ihrem neuen Namen auch Kritik am Geschäftsgebaren der Vergangenheit abschütteln. An rund 330 Filialen und Beratungspunkten wurden nach dem Eigentümerwechsel im Februar Schilder ausgetauscht. Auch das Image der Santander Consumer Bank ist nicht das beste. Verbraucherschützer berichten von Kreditkunden, die klagen, die Bank habe ihnen Restschuldversicherungen aufgezwungen und kassiere so ab. Die Bank weist diese Kritik zurück, verweist auf positive Beurteilungen bei Tests und sieht sich zudem als guten Arbeitgeber.

Mit der Übernahme der 173 SEB-Filialen durch Santander schreitet die Konzentration auf dem deutschen Bankenmarkt voran. Zwar ist der Deal klein im Verhältnis zum Dresdner-Kauf durch die Commerzbank oder dem Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank. Dennoch werten Experten das Geschäft wirtschaftlich als Hoffnungssignal: Die Übernahme der SEB-Filialen sei "angesichts der unverändert bestehenden Unsicherheit im Bankensektor ... sehr positiv zu bewerten", schreiben Analysten von Independent Research.

Für Santander ist die Übernahme der SEB-Filialen der dritte Zukauf in kurzer Zeit. Anfang 2009 wurde die RBS (RD Europe) GmbH Ratingen geschluckt, Mitte 2009 die GE Money Bank GmbH aus Hannover. Nun stellt Santander sich in Deutschland breiter auf: Neu ist das Geschäft mit Baufinanzierungen, in dem Santander bisher als Vermittler tätig war. Neu ist zudem das Wertpapiergeschäft.

"Mit dem Erwerb der SEB-Filialen beschreitet die Santander den Weg zur Universalbank in Deutschland", erklärt der Ökonom Martin Faust. "Damit geht sie aber ein hohes Risiko ein, denn insgesamt ist das Geschäft in Deutschland wenig profitabel."