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Studie des Verbraucherzentrale Bundesverbandes / Fast jeder zweite Befragte beklagt die Kosten Verbraucher scheuen die Energiewende

13.08.2013, 01:14

Die deutschen Verbraucher blicken aufgrund steigender Kosten skeptisch auf die Umsetzung der Energiewende. Das ist das Fazit einer Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv).

Berlin (epd) l Gut für die Umwelt, aber schlecht fürs Portemonnaie: Verbraucher in Deutschland scheuen die Kosten der Energiewende und zweifeln aufgrund steigender Preise an deren Umsetzung. Wie aus einer am gestrigen Montag in Berlin veröffentlichten Studie des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) hervorgeht, finden 48 Prozent der Befragten die Umsetzung der Energiewende in Deutschland "eher nicht richtig" oder "gar nicht richtig". Nur 40 Prozent sind mit der Entwicklung zufrieden.

Schuld daran sind den Angaben zufolge die steigenden Energiepreise für private Haushalte, vor allem auch für Strom. 52 Prozent der Verbraucher nannten dies bei einer offenen Frage als größten Nachteil. Weit dahinter liegen die Gefahr einer Verschandelung der Landschaft (13 Prozent) sowie die Sorge um unausgereifte Technik (zehn Prozent).

Prinzipiell stehen die Deutschen aber hinter der Energiewende. Von den Befragten befürworteten 82 Prozent den Ausstieg aus der Atomenergie und den Ausbau erneuerbarer Energien. Meist liegt den Bürgern der Klima- und Umweltschutz am Herzen, ein Viertel der Befragten verspricht sich vom Abschied aus der Kernenergie auch mehr Sicherheit. Dennoch glauben die Menschen, dass sie erst langfristig von der Entwicklung profitieren werden. Wenn es um die aktuelle Einschätzung geht, sehen 42 Prozent der Befragten "eher Nachteile" oder "klare Nachteile" für die Verbraucher. Nur 34 Prozent gehen derzeit von Vorteilen für sich aus.

Der Vorstand des vzbv, Gerd Billen, warnte davor, die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung zu verspielen. "Damit die Stimmung nicht kippt, sind jetzt Korrekturen in der Umsetzung nötig", sagte Billen. "Die Energiekosten dürfen nicht weiter steigen", fügte er hinzu. Es sei dringend notwendig, dass die niedrigeren Börsenpreise für Strom auch an die Verbraucher weitergegeben würden. "Die Kosten müssen gerecht auf alle Schultern verteilt werden", sagte Billen.

Der Bereichsleiter Verbraucherpolitik, Holger Krawinkel, fügte hinzu, die Verantwortlichen hätten versäumt zu berechnen, welche Wege der Energiewende für die Verbraucher am kostengünstigsten wären. Es gehe nicht um das "für" und "wider" der Energiewende per se, sondern um die Suche nach einer preiswerteren Alternative für die Verbraucher.

Kritisch sehen die Bürger in Deutschland laut Studie auch, dass bestimmte Unternehmen von einigen Kosten der Energiewende befreit werden können. 62 Prozent lehnen die Ausnahmeregelung zur sogenannten EEG-Umlage für strom- intensive Unternehmen ab. Auch der vzbv warnte vor einer ungerechten Kostenverteilung. "Die Ausnahme muss eine Ausnahme bleiben", sagte Krawinkel. "Nur Unternehmen, die tatsächlich im internationalen Wettbewerb stehen, sollten von Vergünstigungen profitieren", fügte er hinzu.

Am ehesten würden die Bürger eine Reduzierung der Stromkosten für kleine und mittelständische Unternehmen mittragen. Dies halten 49 Prozent der Befragten für sinnvoll. Firmen, die international stark im Wettbewerb stehen, werden in dieser Frage nur von 37 Prozent der Bürger unterstützt. Für die Studie waren im Juni 2013 insgesamt 1227 Verbraucher ab 14 Jahren befragt worden.