Cargill Stärkefabrik in Barby verarbeitet Korn aus heimischem Anbau Weizen liefert Zutaten für Papier, Pillen, Tierfutter und viele Nahrungsmittel
Mehr als 500 000 Tonnen Weizen verarbeitet die Cargill Stärkefabrik in Barby bei Schönebeck pro Jahr. Der Standort ist für das Unternehmen nach wie vor erste Wahl: Sowohl Rohstofflieferanten als auch Empfänger von Endprodukten sind in der Region beheimatet.
Barby l Auf rund 340 000 Hektar wird in Sachsen-Anhalt Winterweizen angebaut, viel davon in einer Qualität, wie sie in der Cargill Stärkefabrik in Barby benötigt wird. "Wir brauchen normalen Backweizen mit einem ausgewogenen Verhältnis von Protein und Stärke", erklärt Werkleiter Detlef Müller.
Das Korn wird komplett verarbeitet: zu Trockenstärke, die bei der Herstellung von Papier und Wellpappe zum Einsatz kommt, zu Vitalkleber, der bei der Brot- und Kuchenherstellung gleichbleibende Qualitäten ermöglicht, zu eiweißreicher Tiernahrung (Weizarin) sowie zu Stärke zum Beispiel als Trägerstoff für pharmazeutische Präparate und Glucosesirup für die Nahrungsmittelindustrie.
Für die Produktionsabläufe und eine gleichbleibende Qualität der Endprodukte sind Rohstoffe in klar definierten Qualitäten eine wesentliche Grundlage. In der Erntezeit fiebert Müller deshalb mit den Bauern mit. Ob die Getreidefelder in der Börde kräftige gesunde Ähren tragen oder Felder nach sintflutartigen Regenfällen "schwimmen", wenn sich Mähdrescher durch Schlamm wühlen oder überreifes Korn wegen Nässe nicht geerntet werden kann, dann lässt das den Werkleiter nicht kalt.
Im vergangenen Jahr waren die Qualitäten überall wegen der ungünstigen Witterungsbedingungen schlecht, nicht nur in Sachsen-Anhalt. "Die Qualitäten, die wir brauchen, waren nicht verfügbar", berichtet Müller. Es blieb den Barbyern nichts anderes übrig, als die Produktion zeitweise zu drosseln. Müller spricht von 10 bis 15 Prozent Einbuße. "In diesem Jahr sieht es deutlich besser aus", sagt er, wenngleich die Wachstums- und Erntebedingungen nicht optimal gewesen sind. Das Werk ist voll ausgelastet.
Den Rohstoff nur aus der Region zu beziehen, gelingt aber schon längst nicht mehr. Die Konkurrenz um den heimischen Weizen wächst, zum Beispiel auch durch die Herstellung von Bioethanol. Alternativen bieten Süddeutschland und Tschechien. Auf dem Schienenweg rollen komplette Züge voll beladen mit Weizen an.
Für die nahe Zukunft hat sich Cargill ehrgeizige Ziele zum Klimaschutz gesetzt. Im Zeitraum 2010 bis 2015 will das weltweit agierende Familienunternehmen den Energieverbrauch an allen Standorten um fünf Prozent senken. "Wir sind ein energieintensiver Betrieb und Energie ein enormer Kostenfaktor, schon deshalb müssen wir sie möglichst vollständig nutzen", sagt Müller. Das Werk decke seinen Bedarf mit einem Gasturbinen-Kraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung, das sich durch hohe Effizienz und einen niedrigen Abgasausstoß auszeichne. Die Abwärme werde in mehreren Stufen zur Dampferzeugung für die Trocknung bis hin zur Warmwasserbereitung eingesetzt. Die energetische Ausbeute liege bei 96 Prozent, betont Müller.
Auf vollständige Nutzung setzt das Werk auch beim Weizen: Die Vermahlungsrückstände mit Stärke, Proteinen und Fasern gehen in die Futterproduktion. Und selbst das Abwasser von Cargill Barby ist gefragt. Denn die enthaltenen organischen Stoffe sind Nahrung für die Mikroorganismen, die in der kommunalen Kläranlage Schadstoffe abbauen, und erhöhen so die Effizienz.