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Dortmunder Unternehmen investiert rund 300 Millionen Euro / Speicherkapazität wird erhöht RWE baut Erdgasspeicher Staßfurt aus

Von René Kiel 21.02.2012, 05:29

Die RWE Gasspeicher GmbH Dortmund baut ihren Erdgasuntergrundspeicher in Staßfurt (Salzlandkreis) weiter aus. Damit soll die Kapazität von derzeit 298 Millionen Kubikmeter auf rund 450 bis 500 Millionen Kubikmeter erhöht werden.

Staßfurt l Das Gesamtinvestitionsvolumen gab der Projektentwickler Axel Gillhaus bei einer Betriebsbesichtigung durch Mitglieder des Wirtschaftsausschusses des Salzland-Kreistages mit rund 300 Millionen Euro an.

Bei dem Untergrundspeicher im Staßfurter Ortsteil Neustaßfurt handelt es sich, bezogen auf das Speichervolumen, um den zweitgrößten Standort der Gesellschaft, die über fünf derartige Anlagen in ganz Deutschland verfügt. Sie verfügt über ein jährliches Arbeitsgasvolumen von 1,54 Milliarden Kubikmeter. Damit könnten 600 000 Haushalte ein Jahr lang versorgt werden, sagte Gillhaus.

Die RWE Gasspeicher GmbH beschäftigt derzeit in den rund um die Uhr besetzten Obertageanlagen insgesamt 74 Mitarbeiter, davon zehn in Staßfurt. In Staßfurt werden durch die Erweiterung nur wenige neue Arbeitsplätze hinzukommen, sagte der Projektleiter.

Den Grundstein für den Speicher in Neustaßfurt hatten die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen AG (VEW), die 2000 mit RWE fusionierten, 1995 begonnen und bis 1997 in zwei Bauabschnitten errichtet, weil es damals in Sachsen-Anhalt noch zu wenige von diesen Anlagen gab.

"Der Raum Staßfurt ist für diese Zwecke sehr gut geeignet", sagte Gillhaus. Das führte er zum einen auf die optimalen geologischen Verhältnisse auf dem Staßfurt-Egelner-Salzsattel und zum anderen auf die in der Nachbarschaft befindlichen Sodawerke zurück.

Der Chemiebetrieb sei ein wichtiger Partner und habe VEW beziehungsweise RWE nicht nur die ausgesohlten Kavernen zur Verfügung gestellt. Er übernehme auch die bei der Gaseinspeicherung nach oben steigende Sole, die in der Produktion zum Einsatz kommt. Dadurch arbeite man an diesem Standort sehr ökologisch, sagte Gillhaus.

Der Erdgasspeicher Staßfurt besteht aus einer Obertageanlage zur Ein- und Ausspeicherung und im Endausbaustadium über zwölf Kavernen unter Tage. Diese Hohlräume entstehen beim Aussohlen durch das Sodawerk. Ihre Wände sind absolut gasundurchlässig und können einem hohen Druck standhalten.

Sie entstehen idealerweise in einer Tiefe von 700 bis 1700 Metern, haben eine Höhe von 200 Metern und einen Durchmesser von 60 Metern.

In Neustaßfurt befindet sich eine Kaverne in 600 Meter Tiefe, die anderen in rund 950 bis 1150 Meter, sagte Gillhaus. Bis 2010 entstanden dort fünf Hohlräume. Von den drei neuen Kavernen, die vom Sodawerk ausgesohlt wurden, ist eine bereits mit Erdgas gefüllt.

Wie Gillhaus sagte, sind dort seit 2010/2011 fünf Teilprojekte umgesetzt worden. Dazu gehöre unter anderem die Erschließung des Baufeldes und von zusätzlichen Verdichtereinheiten sowie zusätzliche Ausgleichsvorrichtungen und ein weiterer Anschluss an das Ferngasnetz der Ontras. Damit verfügt dieser Standort nun über zwei Übernahmepunkte. Der zweite gehört der Mitteldeutschen Gasversorgung GmbH (MITGAS).

Die RWE Gasspeicher GmbH versteht sich als "spezialisierte Immobiliengesellschaft" und Dienstleister für andere Firmen. Denn das aus Russland kommende Gas, das in den Untergrund gepresst wird, um die Wirtschaft jederzeit stabil mit diesem Energieträger versorgen zu können, gehört der Gesellschaft nicht selbst. Sie tritt nicht als Käufer und Verkäufer auf, sondern lässt sich für das Ein- und Auslagern bezahlen.

Wie Gillhaus sagte, profitieren von dieser Großinvestition besonders die Sodawerke sowie Unternehmen der Region. "Die Staßfurter Baubetriebe erledigen einen großen Teil der Hoch- und Tiefbauarbeiten. Wir haben auch regionale Handwerksbetriebe einbinden können", sagte der Projektleiter. Das hörten die Kreistagsmitglieder natürlich gern.

Der Staßfurter Stadtratschef Walter Blauwitz (Linke) zeigte sich erleichtert über die Aussage, dass RWE dort nur Erdgas einlagern wolle.

Zur Projektvorstellung waren auch Helmut Fütterer und seine Frau gekommen, die in unmittelbarer Nähe der Kavernen wohnen. "Ich bin recht überzeugt davon, dass das ganz sicher ist, was sie hier machen", sagte der Senior aus Neustaßfurt.