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Sachsen-Anhalt Im Kampf gegen Planenschlitzer

Das Startup Truck Norris mit Sitz in Kabelsketal hat ein Gerät entwickelt, das Planenschlitzern das Stehlen schwer macht.

13.10.2020, 23:01

Magdeburg l Wenn die Dämmerung näherrückt, steigt die Angst von Lkw-Fahrern im Land. Denn immer wieder sind Planenschlitzer bundesweit ativ und klauen nachts die oft teure Fracht von Lkw. Allein in Sachsen-Anhalt gab es im vergangenen Jahr rund 327 solcher Planenschlitzer-Fälle. Schadenhöhe: rund zwei Millionen Euro.

Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft werden jährlich Ladungen von nahezu 26 000 Lkw gestohlen. Statistisch gesehen schlagen damit Kriminelle bundesweit alle 20 Minuten zu. „Genau dafür haben wir Truck Norris entwickelt“, sagt Mitgründer Volker Klostermann, der zusammen mit André Lorenz die Idee für die Hard- und Software hatte. „Wir haben einfach gesehen, dass das ein großes Problem ist und dass es dafür einen Markt gibt“, erzählt Klostermann, der im Team für den Vertrieb zuständig ist, während Lorenz in der Entwicklung arbeitet.

Truck Norris erkennt mit Hilfe von Richtmikrofonen, die an den Windabweisern links und rechts vom Lkw angebracht sind, akustische Signale. „Das fängt schon damit an, wenn ein herkömmliches Teppichmesser in der Nähe des Lkws aufgeklappt wird“, sagt Klostermann. „Das kann man sich in etwa so vorstellen, als würde Alexa von Amazon anspringen, sobald man sie anspricht.“

Erkennt Truck Norris ein verdächtiges Signal, geht die Alarmanlage los und sowohl der Lkw-Fahrer als auch die Spedition werden per App informiert. Fehlgeräusche wie Wind oder Regen filtert die Software heraus, die Stromversorgung erfolgt über die Elektronik im Fahrzeug.

Truck Norris konkurriert mit bereits bestehenden Lösungen. So gibt es auf dem Markt bereits Lösungen, bei denen Kupferdrähte in die Planen eingearbeitet werden und Alarmanlagen, die mit Bewegungsmelder arbeiten. „Das sind aber entweder sehr teure Lösungen oder welche, die noch nicht zuverlässig sind“, sagt Klostermann.

Seit Beginn des Jahres ist das Unternehmen mit mehreren Speditionen in Kontakt, aktuell befindet sich die Hard- und Software in der Testphase. „Die Nachfrage ist riesengroß“, sagt Klostermann. Truck Norris soll für rund 800 Euro ab Mitte November erhältlich sein. „Es wird aber auch ein monatliches Miet-Modell für Speditionen geben“, erzählt Klostermann. Zusätzlich stehe man derzeit auch mit Versicherungen in Kontakt, um zu sehen, inwiefern Kosten übernommen werden können. Vorteil: Somit könnten Prämienerhöhungen für Speditionen ausbleiben. Truck Norris hat für das gleichnamige Gerät ein europaweites Patent angemeldet, das sich aktuell noch in der Zulassungsprüfung befindet. Auch den Namen, angelehnt an die legendären Sprüche rund um den Schauspieler Chuck Norris, will das Unternehmen als eingetragenen Markennamen schützen lassen.

Im Rahmen des Programms „Startup Gladiator“ erhielt das Unternehmen im Mai einen Kredit von 350 000 Euro. Das Kapital für das Programm wird durch die IBG Beteiligungsgesellschaft Sachsen-Anhalt bereitgestellt. Einer breiten Öffentlichkeit soll das Gerät erstmals Mitte November bei der Messe Hybermotion in Frankfurt präsentiert werden. Geplant ist anschließend eine Roadshow in Leipzig, Hamburg und im Ruhrgebiet.

Während ein vierköpfiges Team in Kabelsketal derzeit noch in den letzten Zügen bei der Entwicklung der Hardware ist, werden erste Prototypen bereits in Eisleben von der Firma Heyfra AG produziert. In Zukunft will das Unternehmen mit seiner neuen Technologie auch andere Bereiche bedienen. „Wir können uns vorstellen, unsere Technologie auch einzusetzen, um zum Beispiel Treibstoff-Diebstahl zu verhindern“, sagt Klostermann.