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Schule Schwimmunterricht geht unter

Nur jeder zweite Zehnjährige kann richtig schwimmen. Ein Grund ist in Sachsen-Anhalt die geringe Zahl von Schwimmhallen.

Von Elisa Sowieja 01.08.2017, 01:01

Magdeburg l Der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zufolge kann nur richtig schwimmen, wer die Disziplinen des Bronze-Abzeichens beherrscht: 200 Meter schwimmen in 15 Minuten, dazu Springen vom Block und Tauchen auf 1,80 Meter Tiefe – um sich bei einem Sturz ins Wasser orientieren zu können. Einer Forsa-Umfrage zufolge, welche die Organisation in Auftrag gegeben hat, beherrscht das aber nur jeder zweite Zehnjährige (50 Prozent).

Zahlen für Sachsen-Anhalt hat die DLRG nicht erhoben. In etwa vergleichbar ist aber die Zahl der Grundschüler, die hierzulande am Ende des Schwimmunterrichts (der spätestens mit zehn Jahren stattfindet) ein Schwimmabzeichen besaßen: Dem Bildungsministerium zufolge waren das zuletzt 56 Prozent, es sieht also etwas besser aus als im Bundesschnitt. Hinzukamen 34 Prozent mit einem erweiterten Seepferdchen (100 statt nur 25 Meter schwimmen). Jeder Zehnte blieb Nichtschwimmer.

Bundesweit sieht die DLRG einen Grund für die vielen unsicheren Schwimmer im Grundschulalter darin, dass durch Schließungen oft kein Bad in der Nähe ist.

Die Organisation geht davon aus, dass seit 2000 jedes Jahr bundesweit 45 Bäder geschlossen werden. „Dadurch kann teilweise kein Schwimmunterricht durchgeführt werden“, erklärt der bundesweite Sprecher Achim Wiese. Für Sachsen-Anhalt ergab zuletzt eine Anfrage der Volksstimme bei Landkreisen und Kommunen, dass mindestens 115 Bäder geöffnet waren – in der Sportstättenstatistik 2002 waren es noch 251.

Dennoch wird laut Landesschulamt in Sachsen-Anhalt derzeit an allen Grundschulen Schwimmunterricht angeboten, bis auf eine Ausnahme in Sangerhausen. Allerdings müssen die Stunden immer häufiger statt wöchentlich, wie vom Land festglegt, im Block abgehalten werden. „Die Organisation des Schwimmunterrichts bereitet in einzelnen Regionen Probleme“, erklärt ein Sprecher des Kultusministeriums, „insbesondere bezüglich der Beförderungszeiten, der Kostenübernahme durch die Schulträger, des Zeitaufwandes und der Schließung von Schwimmhallen.“ Wegen langer Anfahrts- oder rar gesäter Hallenzeiten nutzen die Schulen dann etwa die Projektwoche, um jeden Tag zur Halle zu fahren oder organisieren im Sommer ein Schwimmlager am Freibad.

Holger Friedrich, Geschäftsführer der DLRG in Sachsen-Anhalt, sieht solchen Blockunterricht kritisch. „Dabei verfestigen sich die Kenntnisse nicht. Besser ist regelmäßiger Unterricht“, erklärt er.

Aus Anlass der Ergebnisse der DLRG-Studie hat Linken-Abgeordneter Stefan Gebhardt vor kurzem eine Anfrage an Sachsen-Anhals Landesregierung zum Thema Schwimmfähigkeit von Kindern und öffentliche Schwimmbäder gestellt. Somit dürfte es in den kommenden Wochen genauere Erkenntnisse etwa zur Verfügbarkeit von Schwimmbädern für den Unterricht geben.