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SPD Scholz schlägt Pistorius

Im Dezember wird die Bundes-SPD ein neues Spitzenduo küren. Davor gibt es Regionalkonferenzen mit den Kandidaten.

Von Steffen Honig 04.09.2019, 01:01

Burg l Nach einem einschneidenden Wahltag mit dem AfD-Höhenflug in Brandenburg und Sachsen ist die Stimmung am Montagabend bei der Sitzung des SPD-Kreisvorstands Jerichower Land in einem Burger Lokal gedämpft, aber nicht verzweifelt. Den sachlichen Umgang mit den „Blauen“ ist die SPD in Kreistag und Burger Stadtrat längst gewohnt. Burgs Bürgermeister Jörg Rehbaum meint: „Um die AfD zu entzaubern, muss man auf kommunaler Ebene anfangen.“

Undra Dreßler hingegen fällt es schwer, zur Tagesordnung überzugehen: Die Burgerin beunruhigen die AfD-Erfolge. Wie man versuchen kann, den Rechtskonservativen das Wasser abzugraben, ist unstrittig am Tisch: Den ländlichen Raum massiv unterstützen statt kaputt zu sparen.

„Von den Rekordsteuer­einahmen kommt bei uns nichts an“, erklärt Kay Gericke, SPD-Kreischef im Jerichower Land und Bürgermeister von Biederitz: „Wenn sich hier nicht was ändert, haben wir irgendwann auch sächsische Verhältnisse“, zeigt sich Gericke überzeugt. Um das zu verhindern, versprechen sich die Genossen von einer neuen Parteispitze einen Schub. Nicht nur im Bund, sondern auch im Land. Katharina Zacharias ist deshalb in Burg. Die Haldensleberin will SPD-Chefin in Sachsen-Anhalt werden. „Ich scheue mich nicht vor Herausforderungen“, sagt die selbstbewusste 29-Jährige, die auf Werbetour durchs Land ist.

Und wer sollte die Bundespartei künftig führen? Heiko Jerkowski muss nicht lange überlegen: Olaf Scholz. „Er hat Charisma und den nötigen Bekanntheitsgrad“, erklärt der Burger. Jerkowski fremdelt jedoch etwas mit der Doppelspitze. „Das kommt mir vor wie im Mittelalter: Prinz sucht Prinzessin.“ Jörg Rehbaum ist froh, dass nach einem langen Prozedere endlich die Pärchen gefunden sind. Er hält eine sozial­demokratische Doppelspitze für einen „modernen Ansatz“. Auch er kann sich Scholz im Duo mit Klara Geywitz gut als Führungsduo vorstellen.

Weitere Namen werden debattiert: Simone Lange, Flensburger Oberbürgermeisterin, die ihre kommunale Erfahrung einbringen könne. Ähnliches gelte für Boris Pistorius auf der Landesebene. Auch Gesine Schwan, deren Auftreten Manfred Hinz aus Biederitz lobt, kommt an. Tim Harzer ist Juso-Chef im Kreis. Eine Führungsspitze aus den Reihen seiner Organisation könnte er sich für die Bundes-SPD aber nicht vorstellen – nicht mal mit einem Kevin Kühnert. So gesehen ist dessen Nicht-Kandidatur kein Verlust.

Bei zwölf Frauen und Männern am Tisch ergibt schließlich eine Probewahl folgendes Ergebnis: fünf Stimmen für Olaf Scholz/Klara Geywitz, vier für Boris Pistorius/Petra Köpping, eine für Gesine Schwan/Ralf Stegner und Walter Borjahns/Saskia Esken bei einer Enthaltung. Entschieden ist noch gar nichts.