Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen GETEC

Die Magdeburger GETEC-Firmengruppe steht im Visier der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main. Die Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts richten sich auch gegen Vorstandschef Karl Gerhold. GETEC weist alle Vorwürfe strikt zurück.

Magdeburg/Frankfurt/Main l Am 12. Juni schlugen die Fahnder in Magdeburg, Hannover und Frankfurt/Main zu. Im Fadenkreuz von Staatsanwaltschaft und Polizei: der Energiedienstleister GETEC AG und das Bahn-Tochterunternehmen DB Energie. Insgesamt 120 Beamte durchsuchten die Firmenzentralen der Bahntocher in Frankfurt und der GETEC in Magdeburg sowie den Wohnsitz von Gerhold in Hannover.

Doris Möller-Scheu, Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft, sagte der Volksstimme gestern: "Wir ermitteln seit vorigem Jahr gegen den Vorstandsvorsitzenden der GETEC AG, Karl Gerhold, und gegen zwei Mitarbeiter des Unternehmens sowie gegen drei Mitarbeiter der DB Energie GmbH.Es geht um den Verdacht, dass Aufträge der DB Energie in Millionenhöhe bevorzugt an die Magdeburger GETEC AG vergeben wurden. Die GETEC soll dafür im Gegenzug Geld- und Sachzuwendungen geleistet haben. Die zu untersuchenden Vorgänge stammen aus den Jahren 2007 bis 2010."

Bei den Hausdurchsuchungen seien umfangreiche Beweismittel sichergestellt worden; darunter Papiere, "vor allem aber elektronisch gespeicherte Daten", sagte Möller-Scheu. Es sei noch nicht absehbar, wann sie ausgewertet sind.

Bei den Aufträgen soll es nach Volksstimme-Informationen um Klima- und Kälteanlagen für mehrere große deutsche Bahnhöfe - darunter Berlin - gehen.

Die Hinweise zu den Ermittlungen kamen von der Deutschen Bahn selbst. Zur Korruptionsbekämpfung hat die Bahn vor drei Jahren das Vorstandsressort "Compliance, Datenschutz, Recht und Konzernsicherheit" gegründet. Mehr als 100 Mitarbeiter schulen und beraten in diesem Ressort etwa Bahnbedienstete in Sachen Korruptionsschutz. Bei Hinweisen auf Mauscheleien übernimmt der Bereich Konzernsicherheit selbständig Ermittlungen und informiert bei entsprechenden Erkenntnissen - wie im Fall GETEC - Polizei und Staatsanwaltschaft.

Ein Bahnsprecher sagte der Volksstimme, die Bahn unterstütze die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und habe eine Anwaltskanzlei mit einer Extra-Prüfung beauftragt: "Die Vorwürfe müssen aufgeklärt werden. Wir haben selbst höchstes Interesse daran."

Sebastian Isenberg, Leiter "Recht und Strategie" bei der GETEC, sagte: "Die GETEC hat zwischenzeitlich die mit der Deutschen Bahn oder DB Energie vertraglich gebundenen Projekte sowie die Zahlungsströme überprüft." Die Kontrollen hätten ergeben, "dass die Vorwürfe völlig unbegründet sind. Es sind keine Zahlungen geflossen". Die Verträge mit der Bahn seien korrekt umgesetzt worden. Isenberg: "Zahlungen an Dritte oder an Mitarbeiter der Deutschen Bahn oder DB Energie, die den Tatbestand oder auch nur den Anschein von Korruption beinhalten, hat es nicht gegeben."

Die Geschäftsleitung der GETEC AG und alle betroffenen Mitarbeiter hätten mit der Staatsanwaltschaft kooperiert und würden dies auch künftig tun. Die GETEC werde jetzt über Fachanwälte Akteneinsicht beantragen. Das Unternehmen gehe davon aus, "dass das Ermittlungsverfahren zeitnah eingestellt wird".

Die GETEC-Firmengruppe zählt von Umsatz und Ertragskraft zu den größten Unternehmen in Sachsen-Anhalt. Der Energiedienstleister hat das Geschäftsjahr 2011 mit einem Rekordumsatz von 967 Millionen Euro abgeschlossen und bei einem Ergebnis von 45 Millione Euro ebenfalls einen neuen Spitzenwert erreicht.

Mit Gerhold ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen der prominentesten Wirtschaftsvertreter Sachsen-Anhalts. Der 61-Jährige, der Anfang der 90er Jahre erster Chef der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt war, ist derzeit Landesschatzmeister der CDU. Beim Mitteldeutschen Rundfunk ist der Unternehmer Vorsitzender des Verwaltungsrats.

Seine Firma ist wichtiger Sponsor im Sportbereich. So unterstützt GETEC etwa die Bundesliga-Handballer des SC Magdeburg jährlich mit einem sechsstelligen Betrag.