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Größter Ausstand in der MVB-Geschichte / Arbeitgeber beraten heute über Konsequenzen Streik legt Magdeburg lahm

Von Rainer Schweingel und Michael Bock 26.02.2013, 01:14

Der Streik der Bus- und Straßenbahnfahrer in Magdeburg, Halle, Dessau und dem Burgenlandkreis hat offenbar Wirkung hinterlassen. Heute berät der Kommunale Arbeitgeberverband über ein Angebot.

Magdeburg l Der Streik hat gestern den Nahverkehr in Sachsen-Anhalts Großstädten weitgehend lahmgelegt. In Magdeburg blieben zu Betriebsbeginn um 3 Uhr Busse und Bahnen der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) in den Depots. Zehntausende Fahrgäste wurden während der 24 Stunden nicht befördert, 2760 Fahrten fielen aus. Damit war der Ausstand der bisher größte in der Unternehmensgeschichte der MVB.

Nur das nicht tarifgebundene MVB-eigene Tochterunternehmen MVG schickte Busse auf fünf Linien durch die Landeshauptstadt. "Es haben alle Kollegen mitgezogen. Die Mitarbeiter haben einfach die Nase voll", sagte Verdi-Bezirksleiter Gerd Doepelheuer. Verdi dringt beim Arbeitgeberverband auf ein Angebot. Die Gewerkschaft fordert für die 1800 Beschäftigten 350 Euro brutto mehr im Monat und die Absenkung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 38 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Derzeit erhält ein Beschäftigter im öffentlichen Nahverkehr laut Verdi durchschnittlich 2300 Euro im Monat.

Zehntausende Fahrgäste mussten sich bei nasskaltem Winterwetter ganztägig nach Alternativen umsehen. Sie stiegen aufs eigene Auto, Taxis oder das Fahrrad um, nutzten Mitfahrgelegenheiten oder machten sich zu Fuß auf den Weg. Die Stimmung reichte von Verständnis bis zu großer Wut. Rund um den Magdeburger Bahnhof staute sich der Verkehr am Morgen mehrere Stunden lang.

Detlev Lehmann, Geschäftsführer des Kommunalen Arbeitgeberverbands, sagte: "Die Ausdehnung des Warnstreiks auf 24 Stunden ist genauso überzogen wie die Forderungen der Gewerkschaft. Wir wollen aber heute mit den Geschäftsführern der Nahverkehrsunternehmen die Lage beraten. Dabei geht es auch um die Frage, ob und - wenn ja - welche Angebote wir zur Verhandlungsrunde am 5. März vorlegen." René Walter vom Arbeitgeberverband ergänzte: "Der Warnschuss durch die Gewerkschaft hat gesessen."

Birgit Münster-Rendel, Geschäftsführerin der MVB, sagte: "Eine angemessene Tariferhöhung ist legitim. Die Forderungen der Gewerkschaft sind jedoch absolut überzogen und würden eine Steigerung der Personalkosten um etwa 27 Prozent verursachen." Das seien umgerechnet zirka 7,2 Millionen Euro, sagte Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD). Um diese Summe zu erwirtschaften, müsse der Ticketpreis um mehr als ein Drittel erhöht werden. Die Forderungen seien "absolut realitätsfremd und in dieser Dimension bisher einmalig".

Laut Verdi rollt der Verkehr ab heute wieder. Seite 19