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Marktkette nimmt 27 Produkte aus Regalen / 17 Mitarbeiter erhalten Kündigung Traditionsunternehmen Halberstädter Würstchen zieht die Notbremse

Von Jörg Endries 31.08.2013, 03:12

Halberstadt l Das Traditionsunternehmen Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik ist in wirtschaftliche Turbulenzen geraten. Eine große Marktkette hat 27 Produkte ausgelistet. Die Geschäftsführung zieht die Notbremse.

130 Jahre sind die Halberstädter Würstchen bereits auf dem Markt. Eines der ältesten Unternehmen der Region. Das Lager der Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik GmbH (Halko) ist zum Bersten gefüllt, ein Großteil der Konserven kann das Unternehmen nicht mehr absetzen. Überkapazitäten, für die es keinen Abnehmer gibt.

Eine große Marktkette (nach Volksstimme-Informationen soll es sich um Kaufland handeln), bei der Halko mit insgesamt 37 Produkten gelistet ist, hat 27 davon aus den Regalen genommen. Wie es heißt in erster Linie Fertiggerichte. Die Geschäftsführung zieht die Notbremse. 17 von derzeit 159 Mitarbeitern will das Unternehmen entlassen, bestätigt Geschäftsführerin Silke Erdmann-Nitsch auf Volksstimme-Nachfrage. "So schlimm das ist, für das Unternehmen ist es keine Katastrophe, hier herrscht keine Weltuntergangsstimmung", fügt sie hinzu.

"So schlimm das ist, für das Unternehmen ist es keine Katastrophe, hier herrscht keine Weltuntergangsstimmung." - Silke Erdmann-Nitsch, Halko-Geschäftsführerin

Die Kündigung der Mitarbeiter sei eine schwierige Entscheidung gewesen, aber man müsse auf den Markt reagieren und die Firma verschlanken. Immerhin sind mit der Auslistung etwa 10 Prozent des Jahresumsatzes weggebrochen, informiert Silke Erdmann-Nitsch. Warum die Handelskette 27 Halko-Produkten aus den Regalen nimmt, lässt Silke Erdmann-Nitsch offen. Zur Höhe des Umsatzes schweigt die Geschäftsführerin ebenfalls. Nach Volksstimme-Informationen produziert Halko im Jahr Waren im Wert von 15 bis 20 Millionen Euro.

Die Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik ist deutschlandweit bei fünf großen Handelsketten mit der gesamten Produktpalette gelistet. Die umfasst mit etwa 80 Erzeugnissen weit mehr als nur die berühmten Halberstädter Würstchen, die nach einem vom Firmengründer Friedrich Heine kreierten und bis heute gut gehüteten Rezept in Halberstadt seit 1883 hergestellt werden.

"Wenn eine der Handelsketten ausschert, haben wir ein Problem", sagt Silke Erdmann-Nitsch. Halko habe versucht, die schwierige wirtschaftliche Lage und die damit verbundene Kündigung der Mitarbeiter mit Kurzarbeit abzufedern. Dies sei jedoch nicht gelungen, weil die Gespräche mit der Handelskette alles andere als gut verlaufen sind. "Wir haben leider keine konkreten Zusagen erhalten, dass wir wieder mit den Produkten gelistet werden."

"Jetzt müssen wir nach vorn blicken", zeigt sich die Geschäftsführerin trotz der prekären Lage entschlossen. Dazu gehört, dass die Halberstädter Würstchen- und Konservenfabrik auf der weltweit führenden Ernährungsmesse Anuga in Köln Anfang Oktober "mit innovativen Produkten vertreten ist". Dort wirbt Halko um neue Kunden.