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Verbraucherschutz Abzocke ist häufigste Beschwerde

Die Verbraucherzentrale in Sachsen-Anhalt zieht Bilanz und berichtet von neuen Abzock-Tricks, die sowohl Jung als auch Alt treffen können.

Von Emily Engels 23.05.2017, 16:07

Halle l Einem 81-jährigen Rentner aus Halle, stark schwerhörig, werden von einer Agentur mehrere Versicherungen angedreht – darunter allein fünf Unfallversicherungen. Der Berater der Agentur kassiert eine Provision, für den 81-Jährigen geht dafür ein Fünftel seiner Rente drauf. Der Mann ist zwar ein Extrem-, aber kein Einzelfall.

Mehr als 106 000 Menschen haben im Jahr 2016 Rat und Unterstützung bei der Verbraucherzentrale in Sachsen-Anhalt gesucht. Dabei ging es überwiegend um den Abschluss von Verträgen – etwa Bausparverträgen, Abonnements oder Versicherungen. Das ging aus dem Jahresbericht hervor, der gestern in Halle vorgestellt wurde. „In Deutschland ist die Qualität der Finanzberatung noch immer unzureichend", sagt Ute Bernhardt, Referatsleiterin für Verbraucherrecht.

Die Beobachtung der Verbraucherzentrale: Kreditinstitute drängen Kunden vermehrt aus sicheren Anlagen und verkaufen Finanzprodukte mit hohen Kosten und geringer Rendite. Statt bedarfsgerechter Beratung haben Mitarbeiter von Banken oder Versicherungen häufig nur die Provision im Kopf, so Bernhardt.

Für Ärger unter Verbrauchern sorgte auch unseriöses Geschäftsgebaren in Verträgen mit Fitnessstudios. Hier gab es zahlreiche Beschwerden etwa von Kunden, die trotz ernster Erkrankung Schwierigkeiten bei der Kündigung ihres Vertrages hatten. Probleme gab es auch bei Verträgen mit „Single- und Freizeitclubs". Über vermeintliche Kontaktanzeigen wurden Verbraucher in teure Verträge und langlaufende Mitgliedschaften gelockt.

Ein Dauerbrenner in der Lebensmittelberatung waren 2016 Nahrungsergänzungsmittel. Christa Bergmann, Referatsleiterin Lebensmittel, warnt: „Vitaminpräparate und Schlankheitspillen sind nicht zulassungspflichtig und bergen oft Gefahren." Oft seien die Produkte zu hoch dosiert oder enthalten schädliche Bestandteile. Dies betreffe nicht nur Pillen aus dem Internet, sondern auch aus Drogeriemärkten oder Apotheken. Anfang 2017 wurde von der Verbraucherzentrale das Onlineportal Klartext Nahrungsergänzung eingerichtet. Nach 100 Tagen gab es bereits 500 Anfragen.