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Virtuelle Liebe Via Online-Dating zum Glück

Onling-Dating ist im Alltag vieler Singles angekommen: Acht Paare aus Sachsen-Anhalt, die sich online kennen und lieben gelernt haben.

09.07.2019, 23:01

Magdeburg l Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das gilt auch für die Liebe. Doch die Angst vor der Abfuhr hindert Singles oft daran, den Schwarm anzusprechen. Online ist die Hemmschwelle geringer. Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom schwinden die Vorurteile gegenüber Online-Dating bei der Nutzung. Demnach hat jeder dritte Deutsche ab 16 Jahren schon einmal einen Online-Dating-Dienst genutzt. Während die Suche für einige Singles erfolglos endet, finden die anderen die große Liebe. So, wie die folgenden acht Paare.

Die App ist in wenigen Minuten installiert, ebenso schnell ist das eigene Profil erstellt: Für Max Hinkelthein aus Hettstedt war der Bequemlichkeitsfaktor vor zwei Jahren ein Hauptgrund, weshalb er sich bei der Dating-App „Lovoo“ anmeldete. „Nach dem Ende einer dreijährigen Beziehung habe ich mich erstmal zu Hause vergraben“, sagt der 25-Jährige rückblickend. Ein-, zweimal schrieb er mit Frauen, aber so richtig überzeugen konnte ihn die App anfangs nicht. „Dann hat mich aber auf einmal eine wunderschöne Frau aus Magdeburg angeschrieben“, erinnert sich Hinkelthein. Zwei Wochen schrieben er und Peggy. An das erste Treffen kann er sich noch gut erinnern. „Ich stand in einem überfüllten Zug mit Fußballfans aus Erfurt. Am Bahnhof war alles voll mit Polizisten.“ Dann sah er Peggy und schnell war klar: Das ist sie. „Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick.“ Viele Telefonate und Wochenendbesuche in Hettstedt und Magdeburg später folgte die frohe Botschaft: Peggy ist schwanger. Nach dem Umzug im Juni 2018 nach Magdeburg wurde die gemeinsame Tochter nur zwei Monate später geboren.

Auf die Geburt von „Lovoo“ mussten Singles 2007 noch vier Jahre warten. Janine Müller und ihr heutiger Ehemann Norman fanden dennoch einen Weg, sich online kennenzulernen – via „Wap-A-Party“. Sie stand dem Chat-Dienst von Vodafone erst skeptisch gegenüber, „da waren auch komische Leute dabei“, sagt sie heute. Und er? Ließ einfach nicht locker und schrieb immer wieder. Irgendwann lud sie ihn zu einer Party mit Freunden ein, er war gerade im „Funpark“ in Magdeburg unterwegs.

Ein Hindernis? Keineswegs. Ihr heutiger Ehemann nahm um 5.38 Uhr den ersten Bus zu ihr – mit Folgen. Denn fortan sahen sich beide fast täglich und wurden im Oktober 2007 auch offiziell ein Paar. Schnell zog er zu Janine und ihren beiden Söhnen, im Juni 2009 kam dann die gemeinsame Tochter Gina zur Welt. Nach vielen Höhen und Tiefen gaben sich beide 2014 das Ja-Wort. „Wir sind bis heute glücklich. Es kann also tatsächlich gelingen, die große Liebe online zu finden“, so Müller.

Jessica Schrader beschreibt sich als schüchtern. Jemanden im Club oder Café ansprechen? Niemals. „Deshalb war Online-Dating für mich persönlich eine tolle Alternative“, sagt Schrader. Und von Erfolg gekrönt. Ein übliches „Wie geht‘s dir?“ schrieb Norman zunächst. Schnell tauschten beide Nummern aus und schrieben bei WhatsApp weiter.

Viele Komplimente und Nachrichten später fuhr er, der damals noch im Sülzetal wohnte, zum ersten Mal nach Beyendorf/Sohlen zu ihr. „Wir saßen stundenlang im Auto und haben erzählt“, erinnert sich Schrader. Im März 2015 wurden beide offiziell ein Paar, zwei Jahre später dann die frohe Botschaft: Schrader ist schwanger. Nachdem beide zusammengezogen waren, machte Amy im April 2018 das junge Liebesglück perfekt. „Ich bin so glücklich darüber, dass ich mich damals bei Lovoo angemeldet habe“, sagt Schrader heute.

Carmen Lincke hatte zwischendurch schon Zweifel am ersten guten Eindruck, den Dominik hinterließ. Dabei war der extra schlimme „Männerschnupfen“ nur der Grund, weshalb der gebürtige Hamburger es zwischendurch ruhiger angehen ließ. „Nach einer Woche Funkstille versuchte ich jedoch mein Glück und schrieb ihn wieder an“, erzählt die Wahl-Hamburgerin, die gebürtig aus Kalbe (Milde) stammt. Mit Erfolg. Beim dritten Date folgte der erste Kuss. In zwei Monaten fliegt das Paar in den ersten gemeinsamen Urlaub.

„Der Vorteil beim OnlineDating ist definitiv, dass es einem leichter fällt, jemanden anzusprechen, und man kann sich erst einmal beschnuppern“, sagt Lincke. Der Nachteil: „Viele wollen nur das eine.“

Ivonne Engler hatte die Suche bei „Lovoo“ schon fast aufgegeben. „Dann schrieb mich ein Typ an, den ich nicht so recht zuordnen konnte“, erinnert sich die 30-Jährige. „Sein Foto zeigte mir jemanden, der anscheinend immens auf sein Äußeres achtet.“ Trotz der Vorbehalte schrieben beide und aus „irgendeinem“ Typen wurde recht schnell ein Mann, den Engler schon allein aufgrund seiner sympathischen Art interessant fand. Michael war gerade in der Ausbildung zum Krankenpfleger, genauso wie Englers gute Freundin. „Das nahm er zum Anlass, sie am nächsten Tag über mich auszuquetschen.“

Am 13. Februar 2015 war es dann so weit, beide trafen sich in einem Café in Stendal. Einen Tag später, ausgerechnet am Valentinstag, bekamen beide vom Film „Jupiter Assending“ schon nicht mehr viel mit. Anfangs noch schüchtern, griff „Michi“ dann endlich ihre Hand. Das war vor vier Jahren, beide leben heute glücklich in Tangermünde.

Madlen Lippold hätte nie gedacht, „dass Online-Dating der richtige Weg für mich ist“, sagt die 32-Jährige rückblickend. Mit einem virtuellen Kuss von ihm fing alles an, „dann habe ich ihn angeschrieben und wir haben viel telefoniert“.

Zwei Wochen später trafen sich beide zum ersten Date. „Es hat sich von Anfang an richtig angefühlt, so dass wir schnell eine gemeinsame Wohnung gesucht haben“, erinnert sich Lippold. Nachdem die gemeinsame Wohnung in Danstedt (Harz) bezogen war, folgte fünf Tage nach dem ersten Jahrestag die Geburt der kleinen Emma. Die bekommt nun im Oktober noch ein Geschwisterchen.

Für Lippold ist der Schutz der eigenen Privatsphäre besonders wichtig – ihrer Meinung nach ein großer Vorteil beim virtuellen Kennenlernen. „Man kann selbst entscheiden, was man preisgibt.“

Manchmal bedarf es der Hilfe einer mutigen Kinderhand, um das zusammenzubringen, was zusammengehört. Beim zweiten Date trafen sich Sandra Müller und Michel Haas bei ihm zu Hause. Mit dabei: seine Tochter. „Sie hat wohl gemerkt, dass wir uns sehr sympathisch finden und nahm unsere Hände und führte sie zusammen.“ Das war vor rund fünf Jahren. 2016 hat Söhnchen Colin Jacob das Glück der beiden perfekt gemacht.

Zuvor hatte Michel den ersten Schritt gewagt und San dra bei „Lovoo“ angeschrieben. „Ich habe in der realen Welt nie jemanden kennengelernt, weil ich zu schüchtern war. Online fiel es mir einfacher, mit Männern ins Gespräch zu kommen“, so Müller, die bei „Lovoo“ besonders gut fand, dass ihr Singles in ihrer direkten Umgebung angezeigt wurden.

Skadi und Alexander Bongers lernten sich 2010 in der „Du-bist-mir-sympathisch“-App von „meinVZ“ kennen. Von da an waren beide auf der Überholspur unterwegs. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Nach zwei Wochen hielt ich es nicht mehr aus, habe mich ins Auto gesetzt und bin 250 Kilometer von Gardelegen zu ihm nach Bielefeld gefahren“, erzählt Skadi. Nur zwei Monate später zog sie bei ihm ein, weitere zwölf Monate später gaben sich beide das Ja-Wort und im März 2012 kam Tochter Maja auf die Welt. Die Zwillinge Max und Elina komplettierten die Familie 2016.

„Beim Online-Dating spielt Distanz keine Rolle. Man kann seinen Seelenverwandten finden, auch wenn er weit entfernt wohnt“, nennt Skadi den größten Vorteil beim Kennenlernen im Netz. Bis auf ein, zwei Fotos lerne man den anderen zudem erst einmal charakterlich kennen. „Das ist zwar komisch, aber auch unheimlich aufregend“. Und auch in diesem Fall erfolgreich.