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Völkerfreundschaft auf der "Warschauer Allee"

Von Steffen Honig 14.11.2012, 02:16

Magdeburg l Wenn eine Autobahn schon einen Spitznamen trägt, muss es sich um eine ganz besondere Route handeln. Wie im Falle der A 2, die im Volksmund "Warschauer Allee" heißt. Das kommt nicht von ungefähr.

Gemessen an der Zahl der polnischen Lastwagen auf dieser Transitstrecke werden hier gefühlt 91 Prozent des Außenhandels Polens abgewickelt. Ukrainische und weißrussische Fernlaster erhöhen die Vielfalt. Eher als internationale Einsprengsel finden sich auch westeuropäische Transporter auf der A2.

Die Kontaktaufnahme zu ausländischen Verkehrsteilnehmern ist ganz einfach und quasi unvermeidlich. Fährt man beispielsweise von Berlin nach Magdeburg, muss auf den Hügeln bei Michendorf garantiert eine Lkw-Schlange passiert werden. In der drückt gerade Marek aus Bytom (so steht es jedenfalls an der Plane), aufs Tempo. Marek sitzt gerade einem ukrainischen Vor-Fahrer im Nacken, der die brandenburgische Anhöhe nur hochkriecht.

Es folgt die spontane Kontaktaufnahme: Marek blinkt links - und schon hängen seine Heckleuchten vor unserer eigenen Frontscheibe. Nach kurzem Schreck und kräftigem Tritt auf die Bremse wird zurückgegrüßt - mit Klang- und Lichthupe gleichzeitig. Marek nimmt die Zeichen gern auf und verabschiedet sich mit langem Blinken wieder in die rechte Spur.

Auf den nächsten Kilometern wiederholt sich dieses Ritual mit Mareks Kollegen dutzendfach: Durch den häufigen Gruß-Austausch wird die "Warschauer Allee" zu einer wahren Straße der Völkerfreundschaft. Und es gibt bestimmt gleich ein Wiedersehen: Im ewigen Stau auf den Elbbrücken vor Magdeburg.