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Waldarbeit Sturm-Folgen bringen Forstwirte in Not

Nach den letzten Stürmen in Sachsen-Anhalt kommen die Forstleute im Harz kaum nach, die verwüsteten Flächen zu beräumen.

Von Bernd Kaufholz 04.08.2018, 01:01

Harzburg l Die Gebiete mit den größten Waldschäden sind das sogenannte Unterharzplateau um Harzgerode herum und bei Sangerhausen (Mansfeld-Südharz). Windspitzen von über 200 Stundenkilometern haben am 18. Januar dieses Jahres auf 1000 Hektar – ein Gebiet so groß wie 714 Fußballfelder – ganze Wälder komplett plattgemacht.

„Friederike hat nach aktueller Einschätzung rund zwei Millionen Festmeter, umgerechnet zwei Millionen Kubikmeter, abgeknickte Bäume hinterlassen“, sagt Holger Koth, Chef des Landesforstbetriebs Süd in Sachsen-Anhalt. „Insbesondere im Harz, Fläming und der Dübener Heide.“ Würde man mit dieser Menge Holz Waggons beladen, müsste die Bahn rund 40.000 Wagen bereitstellen.

Obwohl die Forstleute beinahe rund um die Uhr arbeiten, bekommen sie die Flächen nur langsam frei. An den Waldwegrändern stapeln sich jetzt schon die Stämme. „Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass in den nächsten Jahren mit großen finanziellen Anstrengungen aufgeforstet werden muss“, so Koth.

Doch diese Auswirkung des Sturmes ist nicht der einzige Tiefschlag. Was den Forstleuten nicht weniger Kopfschmerzen bereitet, ist die Massenvermehrung des Borkenkäfers, die nach solchen „Schadholzkatastrophen“ nicht lange auf sich warten lässt, meint der Süd-Chef, zuständig für Mansfeld-Südharz, Saalekreis, den Burgenlandkreis, Halle und den nördlichen Landkreis Harz. „Das viele tote Holz und der instabile, restliche Wald sind eine exklusive Brutstätte für Forst-Schädlinge.“

Hinzu komme, dass die Wälder in diesem Jahr durch die lang anhaltende Trockenheit zusätzlich geschwächt würden. „Weil Bäume durch den Sturm weggebrochen sind, bekommen die Nachbarbäume einen ,Sonnenbrand‘“, sagt Koth. Die dadurch aufgeplatzte Rinde sei ein willkommenes Einfallstor für sogenannte Sekundärschäden, zum Beispiel Pilze.

Die Einbußen beim Holzverkauf, das sei jetzt schon abzusehen, seien enorm. „Wegen des extremen Überangebots hat die Holzindustrie die Einkaufspreise sofort gesenkt“, sagt Koth. Waldbesitzer bekämen jetzt nur noch etwa zwei Drittel des normalen Erlöses – im Durchschnitt 22 Euro pro Festmeter weniger. „Aufarbeitung und Transport der Stämme verursachten jedoch das Eineinhalbfache der üblichen Kosten.“

Der regionale Holzmarkt ist total überfordert. „Aufgearbeitete Stämme kommen nur sehr langsam aus dem Wald. Auch weil es nicht genügend Holz-Lkw gibt“, sagt Koth. „Der Landesforstbetrieb versucht gegenzusteuern, indem jede Woche 30 bis 60 Waggons für Sägewerke in Süddeutschland und Österreich verladen werden.

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