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Wetterrekord Sommer 2018 war zu heiß und zu trocken

Der heißeste Sommer seit 138 Jahren endet am Freitag in Sachsen-Anhalt. Experten vermuten, dass die kommenden Sommer noch extremer werden.

Von Jens Schmidt 30.08.2018, 01:01

Magdeburg l Ende August 2018 steht am Pegel der Magdeburger Strombrücke das neue Rekord-Minimum an der Anzeigetafel: 46 Zentimeter. Kniehohes Wasser in der Stadtstrecke, wo im Jahresmittel 1,89 Meter normal sind. Doch der 2018er Sommer war nicht nur extrem trocken. Er gehört auch zu den wärmsten und sonnigsten in der Wettergeschichte. Präzise abgerechnet wird am 31. August, wenn der meteorologische Sommer endet.

Doch die Ist- und Prognosewerte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) deuten schon auf einen Dreifach-Rekord. Zwar soll es heute etwas kühler werden – doch mit kaltem Wind und Dauerregen ist hier nicht zu rechnen. „Regnen wird es vor allem im Westen Deutschlands“, sagt DWD-Sprecherin Anja Juckeland in Leipzig. In Börde und Altmark wird nicht viel davon ankommen.

Ein Sommer macht noch kein Klima. Schaut man aber auf die Jahres-Temperaturentwicklung in Deutschland seit 1881, so sieht man klar einen Trend nach oben. Das gilt auch für Sachsen-Anhalt. Und speziell auch für die Sommer. In den Jahren 1961 bis 1990 (das ist der derzeit gültige internationale Referenzwert) lag das Sommer-Mittel hier noch unter 17 Grad. Im Zeitraum von 1981 bis 2010 klettert der Mittelwert schon auf 17,7 Grad. Für die vergangenen 30 Jahre (1989 bis 2018) erreicht das Sommer-Mittel 18,0 Grad.

Mit 39,5 Grad wurde dieses Jahr zudem der Hitzerekord geknackt. Selbst abends kühlte es sich kaum ab. Um 24 Uhr waren es in Magdeburg noch 29 Grad. Das war kein Ausreißer. In vielen Nächten war es so warm wie in anderen Sommern tagsüber.

Wie der nächste Sommer wird, weiß heute niemand. „Aber einen Sommer wie diesen erwarten wir künftig häufiger“, sagt Gerhard Lux vom DWD in Offenbach. Eine mögliche Ursache liegt weit im Norden. Das Eis in der Arktis geht zurück, weil seit einigen Jahren in den Sommern deutlich mehr davon schmilzt als früher. Maßen Forscher in den Spätsommern der 80er Jahre noch gut 15 000 Kubikkilometer, so ist es seit 2010 meist nur noch etwa ein Drittel davon. Das weiße Eis reflektiert Sonnenstrahlen – verschwindet es, wird es wärmer. Temperaturtreiber ist nach Auffassung der meisten Wissenschaftler zudem die wachsende Konzentration von Klimagasen in der Atmosphäre, dazu zählen vor allem Kohlendioxid und Methan.

Viele Experten erwarten, dass sich die Eisschmelze auch auf unsere Sommer auswirkt: Wird es im hohen Norden wärmer, lassen die Westwinde nach. Diese pusten immer wieder Tiefs nach Deutschland und sorgen damit für den typisch deutschen, wechselhaften Sommer. Schwächelt diese Westströmung, können sich Hochs ungestört ausbreiten und über viele Wochen halten. Wie in diesem Sommer.

Dominierend waren dieses Mal Russland-Hochs. Sie sorgen für viel Sonne und wenig Regen. Doch es gibt auch gegenläufige Prozesse. Da sich die Meere erwärmen, ist zugleich auch mehr Feuchtigkeit in Europa unterwegs. Allerdings wissen Experten nicht, in welchen Regionen künftig der Regen verstärkt niederprasselt. Während wir im Juli „gekocht“ wurden, regnete es etwa in Polen tagelang. Auch innerhalb Sachsen-Anhalts gab es heftige Gegensätze: So brachte Anfang August ein Wolkenstreifen von Genthin bis Eisleben die lang ersehnte Dusche. In Börde, Altmark und Vorharz kam davon aber so gut wie nichts an.

Dass es wärmer wird, merken auch Gärtner und Bauern. Obstbäume blühen im Schnitt zwei Wochen eher als noch vor 20 oder 30 Jahren. Doch es wird im Trend nicht nur wärmer, das Wetter wird auch extremer. Im Sommer 2002 soffen Häuser und Äcker in den Elbefluten ab. 2003 war es knistertrocken. 2013 rollte im Juni die Jahrhundertflut an Saale und Elbe durchs Land. 2015 herrschte Mitte August Ebbe in der Elbe.

Ähnlich wie 2018. „Nächstes Jahr kann es schon wieder mistig und nass werden“, sagt Agrar-Meteorologe Falk Böttcher vom DWD in Leipzig. „Die Schwankungsbreite wird größer.“ Landwirte sind daher gut beraten, mehrere Sorten Getreide zu säen, um das Risiko zu streuen.

Manche meinen ja, künftig bekämen wir hier Wetter wie in Neapel. „Das ist allerdings Quatsch“, sagt Agrar-Wetterexperte Böttcher. Denn zum Wetter gehöre schließlich auch die Strahlung – und die ist im Süden nun mal größer, weil dort die Sonne höher am Himmel steht.

Daran wird selbst der Klimawandel nichts ändern.

Jetzt kommen Regen und Gewitter nach Deutschland.