Studie Willkommen im Land der Angsthasen
Sachsen-Anhalt ist das ängstlichste Bundesland im Osten. Bundesweit haben nur die Hessen noch mehr Angst.
Magdeburg l Zwei von drei Sachsen-Anhaltern haben große Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten. Das besagt eine neue Studie der R+V-Versicherung über die Ängste der Deutschen. Damit fördert sie ein regionales Phänomen zutage, denn während diese Sorge hierzulande Spitzenreiter ist, liegt sie bundesweit nur auf Platz neun. Ebenfalls auf dem ersten Rang in Sachsen-Anhalt landete eine Angst, die auch der bundesweite Anführer ist: Terrorismus. Gleich dahinter kommen Spannungen durch den Zuzug von Ausländern.
Die Furcht vor Terrorismus lässt sich mit den Anschlägen der vergangenen Zeit etwa in Frankreich und der Türkei erklären, die Sorge vor dem Zuzug von Ausländern mit der Flüchtlingskrise. Doch woher kommt in Sachsen-Anhalt die starke Angst vor höheren Kosten – zumal die Verbraucherpreise hierzulande zuletzt nur um 0,7 Prozent gestiegen sind? Professor Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle hat die Vermutung, dass es mit dem hohen Anteil an Rentnern zu tun haben könnte: „Sorgen vor Kostensteigerungen haben vor allem Menschen mit einem Einkommen, das sie nicht beeinflussen können“, erklärt er. „Auch haben Rentner in der Vergangenheit schon eine starke Inflation erlebt, zudem ist ihr Sicherheitsbedürfnis höher als bei den Jungen.“
Professor Florian Kaiser, Sozialpsychologe an der Magdeburger Universität, vermutet ebenfalls die Altersstruktur als eine Ursache. „Durch die ostdeutsche Vergangenheit sind die Renten hierzulande geringer“, sagt er. „Dadurch sind die Existenzängste größer.“
Bundesweit verspürt jeder zweite Befragte „große Angst“. Damit sind die Deutschen so besorgt wie seit Jahren nicht mehr. In Sachsen-Anhalt ist die Grundstimmung im Vergleich zum Vorjahr zwar stabil geblieben. Allerdings standen wir 2015 sogar auf Platz eins – nach dem „Land der Frühaufsteher“ würde also für einen neuen Slogan das „Land der Angsthasen“ passen.
Bei der repräsentativen Studie wurden 2400 Bundesbürger nach ihren größten politischen, wirtschaftlichen und persönlichen Sorgen befragt.