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Wohnungswirtschaft Verband wirbt für Umlandlösungen

Der Zuzug in beliebte Ballungszentren lässt Wohnungen knapp und teuer werden. Der Verband tagt in Magdeburg und sucht nach Lösungen.

08.06.2017, 23:01

Magdeburg (dpa) l In der Debatte um ausreichend bezahlbaren Wohnraum hat die Wohnungswirtschaft vor einer Konzentration auf Neubauten in Ballungszentren gewarnt. Zwar sei es wichtig und nötig, dass deutlich mehr neue Wohnungen entstehen, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands GdW, Christian Lieberknecht, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Dazu seien auch staatliche Anreize nötig. "Aber der Zuzug und der Nachfragedruck in den Großstädten ist derzeit so groß, da kann man noch so viel neubauen, verdichten und noch den letzten Park abholzen, das wird trotzdem nicht reichen." Lieberknecht warb dafür, das Umland stärker in den Blick zu nehmen und Lösungen auch in der Verkehrspolitik zu suchen.

Eine vernünftige Taktung des öffentlichen Nahverkehrs würde für viele Menschen einen etwas längeren Pendelweg zur Arbeit bei deutlich günstigeren Mieten im Umland attraktiver machen. Auch die Internetanbindung sei ein entscheidender Faktor. "In Nordrhein-Westfalen werden dazu beispielsweise gerade Konzepte entwickelt, wie sich Großstadt und Umland vernetzen lassen, etwa in Köln oder Düsseldorf", sagte Lieberknecht.

Aus Sicht des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft müssten bis 2020 jährlich 400.000 neue Wohnungen entstehen, um den Bedarf zu decken. Das wären rund 140.000 Mietwohnungen mehr als zuletzt gebaut wurden, ein Großteil davon müssten Sozialwohnungen sein. Als besonders angespannte Wohnungsmärkte gelten etwa Berlin, München oder Hamburg.

Verstärkte Anstrengungen beim sozialen Wohnungsbau fordert auch der Deutsche Mieterbund. Die Mietervertreter beraten von Donnerstag bis Samstag auf ihrer zweijährlich organisierten Hauptversammlung in Magdeburg konkrete Maßnahmen. Der Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 320 örtliche Mietervereine und 1,25 Millionen Haushalte. Im Entwurf zum großen Leitantrag wird unter anderem gefordert, einmal staatlich geförderter sozialer Wohnungsbau müsse dauerhaft für Haushalte mit niedrigen Einkommen gebunden sein.

GdW-Chef Lieberknecht sieht das kritisch: Förderungen müssten attraktiv für alle Seiten sein, gab er zu bedenken. Zu hohe Bindefristen würden dazu führen, dass selbst prall gefüllte Zuschusstöpfe nicht abgerufen würden. Angesichts des Niedrigzinses seien derzeit etwa auch Darlehenslösungen kaum gefragt.

Engagierte Programme im sozialen Wohnungsbau gebe es vor allem in Nordrhein-Westfalen, sagte Lieberknecht. Auch Bayern, Schleswig-Holstein und Hamburg hätten gute Projekte. Andere Länder nutzten selbst die Milliardensumme, die der Bund für die Schaffung bezahlbaren Wohnraums ausreiche, nur teilweise für diesen Zweck und widmeten sie oft um.