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Gefälschte Ware birgt auch Risiken für die Käufer Zollfahnder nehmen Produktpiraten ins Visier

Von Bernd Kaufholz 11.06.2012, 03:33

Bei einigen Produkt-Fälschungen liegt der Fall auf der Hand, andere sind erst beim näheren Hingucken zu sehen. Ralf Klose vom Hauptzollamt Magdeburg sagt: "Es gibt nichts, was nicht gefälscht wird."

Magdeburg l Der Zollbeamte hält ein Feuerzeug in der Hand. Es stammt aus einer 400-Stück-Postsendung, die in Schkopau (Saalekreis) beschlagnahmt wurde. Beim ersten Hingucken ist es ein amerikanisches Zippo. Besonderheit: lebenslange Garantie. Doch Ralf Klose weiß: "Es gibt Merkmale, die eine deutliche Sprache sprechen und die das Feuerzeug als eine Fälschung entlarven."

Die Fälschung erkennt man an Sicherheitsmerkmalen, etwa an der kleinen Flamme über dem "i" des Markennamens "Zippo" und dem Copyright-Zeichens ©. Der Herstellungsmonat bzw. das -jahr an der Unterseite und am Tank verraten die Fälschung ebenso wie das fehlende (R) beim Herstellungsnachweis "Made by Zippo® in USA". Letztlich entpuppt sich das Imitat als "Gefälscht in China".

"Schwerwiegende Auswirkungen auch für den Käufer "

Ralf Klose, Hauptzollamt

Die Produktpiraten segeln - um im Bild zu bleiben - über alle Warenmeere. Sie machen weder vor Potenzpillen Halt noch vor teuren Designerklamotten, ebenso wenig vor Spielzeug oder Parfümerieartikeln. "Nicht nur dass die Wirtschaft geschädigt wird, es kann auch für den Käufer schwerwiegende Auswirkungen haben", sagt Klose. Er nennt als Beispiel Arzneimittel, deren Bestandteile meist völlig im Dunkeln liegen.

Und auch die "Original"-Nokia-Handys haben es im wahrsten Sinne des Wortes "in sich". Einige Akkus weisen regelrechte Beulen auf: akute Brandgefahr!

Das Hauptzollamt Magdeburg kontrolliert alle ausländischen Paketsendungen, die nach Sachsen-Anhalt kommen. Klose: "Die Großsendungen in Containern, die per Flugzeug, über den Seeweg oder auf der Schiene in Deutschland ankommen, werden bereits in Frankfurt/Main, Hamburg oder Speyer unter die Lupe genommen." Der Zoll kennt die Verkehrswege, über die die echte Markenware eingeführt wird; meist auch die Logistikunternehmen, die mit dem Transport beauftragt werden. Kämen Waren über andere Wege oder per Post, sei das verdächtig.

Klose: "Uns geht es nicht um den Urlauber, der sich ein ,garantiert echtes Marken-T-Shirt\' mitbringt, solange die Reisefreigrenze von 430 Euro (Flug-/Schiffsreise) und 300 Euro (Pkw/Bahn) nicht überschritten wird." Allerdings gehe das sehr schnell, denn es werde nicht der Kaufpreis einer nachgemachten Ware angesetzt, sondern der Originalpreis. "Wer sich mit einer für 50 Dollar gekauften ,Rolex\' auf der sicheren Seite wähnt, irrt. Denn unter 1000 Euro ist keine dieser Markenuhren zu bekommen."

Der Zollbeamte deutet auf ein Kindertuch mit Micky-Maus-Bild, welches sich schnell als Fälschung herausstellt. Die Walt-Disney-Figur trägt eine grüne Hose, das Original hingegen eine rote. Und das Markenlogo von Lacoste, das grüne Krokodil, hat auf den gefälschten Sportschuhen - anders als das Original - keine Beine.