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Bibliotheken zwischen Leselust und Corona-Frust

Obwohl Bibliotheken im Corona-Jahr Einschnitte zu verzeichnen hatten, sind ihnen die Leser geblieben. Viele Einrichtungen gehen dennoch neue Wege.

12.12.2020, 08:46
Martin Schutt
Martin Schutt dpa-Zentralbild

Magdeburg (dpa/sa) - Weniger Betrieb, aber nicht weniger Interesse - so steht es während der Corona-Pandemie um die Bibliotheken in Sachsen-Anhalt. Die meisten Bibliotheken im Land haben während des aktuell geltenden Teil-Lockdowns geöffnet, sagte Cornelia Poenicke vom Landesverband des Deutschen Bibliotheksverbands. Laut der Leiterin der Magdeburger Stadtbibliothek gelten teilweise zusätzlich zu den Hygieneregeln auch Begrenzungen der Besucherzahl oder der Aufenthaltsdauer. Veranstaltungen, Führungen oder Termine mit Schulklassen seien nicht möglich. Das mache sich bemerkbar, die Nutzer fehlten. "Mit Interesse hat das nichts zu tun."

Bereits die zweimonatige Schließung im Frühjahr habe sowohl die Zahl der Besucher als auch der Entleihungen sinken lassen. Statistiken für das Jahr lägen noch nicht vor, teilte eine Sprecherin des Landesverwaltungsamtes in Halle mit. "Gerade nehmen die Ausleihzahlen wieder zu, da die Bibliotheken aktuell weiter geöffnet bleiben dürfen." Im Frühjahr mussten die Bibliotheken hingegen nach Alternativen suchen. Dazu zählten digitale Lesestunden für Kinder und Erwachsene oder Hol- und Bringdienste. "Sie können aber - auch das haben wir gelernt - den direkten Austausch zwischen Menschen nicht ersetzen", sagte Poenicke.

Auch die rund um die Uhr nutzbare digitale Ausleihe habe weiter zugenommen. 38 von 72 Bibliotheken beteiligen sich laut Landesverwaltungsamt daran. Im Vergleich zu 2019 gebe es bislang etwa 20 Prozent mehr regelmäßige Nutzer, sagte Poenicke. Die Zahl war auch in den Vorjahren stetig gestiegen. Zudem würden Zeitungsportale, Online-Lexika und das seit Ende 2019 neu etablierte Streaming-Portal Filmfriend intensiver genutzt. "Die letzten Monate haben aber auch gezeigt, dass insbesondere die öffentlichen Bibliotheken im Land ihre virtuellen Angebote ausbauen müssen." Sie sollten das physische Angebot ergänzen, dafür bleibe die Nachfrage langfristig hoch.

Das ist für den Landesbibliotheksverband eine der Erkenntnisse aus der Pandemie. Zudem habe sich gezeigt, wie wichtig öffentliche Bibliotheken für Schulen und Kindereinrichtungen sind. Ob sich die Pandemie auch auf die finanzielle Lage der Bibliotheken auswirke, werde sich erst in den in den kommenden Jahren zeigen - wenn sich mögliche Einschnitte bei den Trägern bemerkbar machen.